Chronobiologisch orientierte Therapie
Der Merkurstab 1991;44(4):259-277.
Artikel-ID: DMS-15919-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-15919-DE
Zusammenfassung: Ausgehend von einer Übersicht über die Struktur der zeitlichen Organisation des Menschen werden drei Bereiche näher dargestellt, in denen die Berücksichtigung biologischer Rhythmen praktische Bedeutung für den Arzt erlangt hat: 1) Die Einführung einer therapeutischen Zeitordnung (Chronotherapie), wobei einerseits die rhythmisch wechselnden Eigenschaften des Organismus im Verlauf der komplexen synchronisierten Langwellen (z. B. Tages- und Jahresrhythmus) zur Optimierung therapeutischer Wirkungen genutzt werden, zum anderen auch die Zeitabstände zwischen den einzelnen therapeutischen Applikationen dem Behandlungsziel bzw. der Zeitstruktur der organismuseigenen Reaktionen angepaßt werden können. 2) Der Versuch, im Sinne einer zeitordnenden Therapie die Umweltsynchronisation der langwelligen rhythmischen Funktionen, die krankhaft gestört sein kann, zu verbessern oder die Zusammenordnung (Frequenz- und Phasenordnung) der rein endogen autonomen rhythmischen Funktionen durch Anregung der Selbstordnungskräfte des Organismus zu normalisieren. 3) Die Ausgestaltung einer Chronohygiene im Sinne eines richtigen zeitgeordneten Verhaltens, das sowohl von präventiver als auch von rehabilitativer Bedeutung sein kann. Hier kommen z.B. Probleme der Arbeitszeitordnung (Nacht- und Schichtarbeit) oder des Verhaltens bei Zeitzonensprüngen („jet lag") in Betracht, wobei auch interindividuelle Unterschiede der zeitlichen Organisation des Menschen in ihrer Bedeutung für Schlaferholung, Anpassungsfähigkeit u. a. in Betracht gezogen werden müssen.