Behandlung von HIV-Betroffenen im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke - Erfahrungen, Hypothesen, therapeutische Strategien
Der Merkurstab 1995;48(3):217-231.
Article-ID: DMS-16714-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-16714-DE
Zusammenfassung: Von 1987 bis 1/95 wurden im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH) insgesamt 117 HIV-/AIDS-Betroffene stationär behandelt (265 Fälle). Primärer Aufnahmeanlaß waren - bis auf wenige Ausnahmen - fortgeschrittene Krankheitsstadien (>B/2 nach gültiger CDC-Klassifikation). Ausgewählte Daten aus einer retrospektiven Analyse von 70 Patienten, die von 3/87 bis 11/92 stationär behandelt wurden, werden vorgestellt und besprochen. Die Schlußfolgerungen aus unseren bisherigen Erfahrungen werden in Beziehung gesetzt zum gegenwärtigen Stand der AIDS-Forschung. Diese Betrachtungen leiten über zu der Frage, wie Krankheit im Wechselspiel von Erreger (Fremdwirkung) und Wirt (Selbstbestimmung) zu definieren ist. Es wird versucht, die vielschichtigen Bedingungen des menschlichen Lebens zunächst auf Urphänome zu reduzieren. Ein solches wird in der Polarität und der Gleichgewichtsbildung zwischen den Polen erkannt. Polare Phänomene können auf den verschiedenen Erscheinungsebenen des Lebens (Mikro-, Meta- und Makröebene) wahrgenommen werden. Als polares Phänomen auf der Metaebene wird die erstmals von R. Steiner erforschte funktioneile Dreigliederung des menschlichen Organismus ausführlicher beschrieben. Nach diesen Gesichtspunkten wird die AIDSErkrankung angeschaut, und es werden therapeutische Strategien abgeleitet. In Fortführung der Gedankengänge ergeben sich kritische Fragen an die heute übliche chemotherapeutische Mehrfachprophylaxe opportunistischer Infektionen.