Was ist das Ganze und was der Teil? Überlegungen zum Problem der biologischen Form
Der Merkurstab 2001;54(4):225-236.
Article-ID: DMS-17886-DE
Zusammenfassung Diese Untersuchung zeigt, dass Vorgänge der Regeneration und Formbildung sich einer höheren Ordnung unterordnen. Es wird versucht, die folgenden Fragen zu beantworten: Sind Formbildungsprozesse mechanisch oder physikalisch zu erklären? Gibt es autonome morphogenetische Prinzipien? Formbildung lässt sich zwar (potentiell) partikularistisch beschreiben, aber nicht erklären. Materielle Prozesse haben einen komplementären, wenn auch unabdingbaren Charakter, weil sie die Entfaltung der Ganzheit, ihre Manifestation unterstützen. Dafür ist ein eigener Begriffsapparat notwendig. Form als ontologische Entität repräsentiert mehr als räumliche Grenzen des Stoffes. Spezifische organische Qualitäten wie Maßstabinvarianz und Äquifinalität wurden erwähnt und ihre Bedeutung besprochen. Ich habe den Begriff des morphogenetischen Feldes benutzt, bin aber vor allem auf die philosophische Seite, d. h. den Status der Form eingegangen. Was dieses Feld ist bzw. woraus es besteht und welche Eigenschaften es hat, blieb unbeantwortet. Für ein tieferes Verständnis ist eine weitere Betrachtung notwendig. So ist es zum Beispiel offen, welche Rolle die Mastergene (Gilbert et al. 1996) in der Entwicklung spielen und weshalb einige Entwicklungsprozesse stärker reguliert werden können als andere. Das Spiel zwischen Form und Stoff hat bestimmte Regeln, die man erst entdecken sollte.