"Man denkt nur mit dem Herzen gut" - zum Leib- und Organverständnis der alten Ägypter, Teil I
Der Merkurstab 2002;55(2):82-95.
Article-ID: DMS-18035-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-18035-DE
Dass auch die Götter krank werden können, ist nur eines der vielen Rätsel, vor welches die altägyptischen Mythen den heutigen Menschen stellen. Der Frage nach Ursprung und Wesen von Gesundheit, Krankheit und Heilung sowie nach dem Leib- und Organverständnis der Alten Ägypter wird hier in Verbindung mit der Bewusstseinsentwicklung des Menschen nachgegangen. Dazu werden neben bildhaften Darstellungen ägyptischer Denkmäler alte überlieferte Texte-die medizinischen Papyri, die Jenseitsliteratur sowie die Dichtung mit ihren Mythen, Märchen und Fabeln - herangezogen. Dabei zeigt sich, dass für die Ägypter das Herz das eigentliche Erkenntnisorgan war. Mit dem Herzen ist aber auch die Frage nach dem geistigen Zentrum, der lebens- und schicksalsgestaltenden Kraft im Menschen, verknüpft. Diese Frage lässt sich beleuchten einerseits durch die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Morphologie des Herzens, und andererseits durch Forschungen über die alte ägyptische Mysterienkultur mit ihren Göttern, ihren Kulten, ihrem Regierungssystem und ihrem medizinischen Verständnis. Eine Zusammenschau all dieser Phänomene lässt die spirituelle Dimension des Herzorgans sichtbar werden. Die altägyptische Kultur vermag dem heutigen Menschen einen Spiegel vorzuhalten, so dass er sich selbst als ein sich entwickelndes, Ich-getragenes Wesen in der Zeit der Bewusstseinsseele erkennen kann.