Lebensphasenspezifische Betreuungskonzepte in einer biografieorientierten Medizin am Beispiel der Psychiatrischen Modellabteilung für Jugendliche und junge Erwachsene am GKH Herdecke

Peter F. Matthiessen
Artikel-ID: DMS-20565-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-20565-DE

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Die Anthroposophische Medizin versteht sich als eine biografieorientierte Medizin. Sie verfolgt das Anliegen, den einzelnen ca. 7-jährigen Lebensaltern gerecht zu werden. Dies erfordert eine Erweiterung des Zeitbegriffs und die Anerkennung der temporalen Eigengesetzlichkeit der einzelnen Lebensphasen. Kindheit und Jugend sind für die Realisierung einer spezifisch menschlichen Entwicklung von hoher Bedeutung. Eine pädagogisch-medizinische Nichtbeachtung beider Lebensphasen bleibt nicht ohne einschneidende gesundheitliche Folgen. Psychiatrische Erkrankungen in der Adoleszenz gehen mit Entwicklungsverzögerungen einher, so dass die Betroffenen nicht mit dem ca. 21. Lebensjahr, sondern häufig erst im Alter von 23–26 Jahren einen Erwachsenenstatus erlangen.

Die Psychiatrische Modellabteilung für Jugendliche und junge Erwachsene am Gemeinschaftskrankenhaus (GKH) Herdecke bietet für das adoleszenzpsychiatrische Klientel im Alter von 16–26 Jahren eine dieser Lebensphase angemessene und langfristig auf gesundheitliche Stabilisierung zielende Betreuung an. Die Darstellung veranschaulicht eindrucksvoll, wie vor dem Hintergrund einer biografieorientierten Medizin eine Versorgungslücke erfolgreich geschlossen werden kann.

Stage-of-life-specific care concepts in biography-orientated medicine as exemplified by the Psychiatric Model Department for Adolescents and Young Adults at Herdecke Community Hospital

Anthroposophic medicine takes its orientation from biography. The aim is to do justice to the individual stages in life, each about 7 years in length. This calls for a wider concept of time and recognition of individual laws applying to time at each stage. Childhood and youth are of major significance in the realization of specifically human development. Failure to take account of this in education and medicine for both stages has serious consequences for future health. Psychiatric disorders in adolescence mean delays in development. These individuals often attain to adult status only at the age of 23–26 rather than 21.

The Psychiatric Model Department for Adolescents and Young Adults at Herdecke Community Hospital offers adolescents with psychiatric problems aged 16–26 a model of care which is appropriate for this stage of life and in the long term aims to stabilize their health. The article impressively illustrates effective closure of a gap in care provision thanks to a biography-orientated background.

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