TY - JOUR T1 - Heileurythmie bei chronischen Erkrankungen: eine vierjährige prospektive Kohortenstudie AU - Hamre, Harald J. AU - Witt, Claudia M. AU - Glockmann, Anja AU - Ziegler, Renatus AU - Willich, Stefan N. AU - Kiene, Helmut PY - 2008 N2 - Hintergrund:V\e\e Patienten mit chronischen Erkrankungen nutzen komplementärmedizinische Therapien, oft nach ärztlicher Verordnung. In Deutschland wurden mehrere ärztlich verordnete komplementärmedizinische Therapien von den Krankenkassen im Rahmen von Modellprojekten erstattet. Bei der Mehrzahl dieserTherapien hat der Patient eine überwiegend passive Rolle; bei der Heileurythmie hingegen üben die Patienten aktiv spezifische Bewegungen mit den Händen, den Füßen oder dem ganzen Körper. Das Ziel der vorliegenden Studie war, den Krankheitsverlauf bei Patienten zu beschreiben, die Heileurythmieübungen wegen chronischer Erkrankungen praktizieren. Methodik: Im Kontext eines Modellprojekts wurde eine prospektive Kohortenstudie durchgeführt. Bei Studienaufnahme wurden 419 Patienten aus 94 Arztpraxen in Deutschland zu 118 Heileurythmisten überwiesen. Hauptzielparameter waren der Schweregrad der Erkrankung (Krankheits- und Symptomscore, Einschätzung des Arztes bzw. des Patienten auf einer numerischen Skala von 0 bis 10) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Erwachsene: SF-36; Kinder von 8-16 Jahren: KINDL, Kinder 1-7: KITA). Der Krankheitsscore wurde nach o, 6 und 12 Monaten dokumentiert, die anderen Zielparameter nach o, 3,6,12,18,24 und (SF-36 und Symptomscore) 48 Monaten. Ergebnisse: Die häufigsten Indikationen waren Psychische Erkrankungen (31,7% der Patienten; überwiegend Depression, Erschöpfung und Emotionale Störungen des Kindesalters) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (23,4%). Die Krankheitsdauer bei Studienaufnahme lag im Median bei 3,0 Jahren (Interquartilbereich 1,0-8,5). Es fanden im Median 12 Einzelbehandlungen mit Heileurythmie statt (Interquartilbereich 10-19),die medianeTherapiedauer betrug 119 Tage (84-188). Alle Zielparameter verbesserten sich zwischen Studienaufnahme und allen folgenden Follow-ups signifikant (Ausnahmen: KITA Psychosoma in den ersten drei Monaten, und KINDL). Die Verbesserungen zwischen Studienaufnahme und 12 Monaten waren: Krankheitsscore von durchschnittlich (Standardabweichung) 6,65 (1,81) auf 3,19 (2,27) Punkte (p < 0,001), Symptomscore von 5,95 (1,75) auf 3,49 (2,12) (p < 0,001), SF-36 Körperliche Summenskala von 43,13 (10,25) auf 47,10 (9.78) (p < 0,001), SF-36 Psychische Summenskala von 38,31 (11,67) auf 45,01 (11,76) (p < 0,001), KITA-Subskala Psychosoma von 69,53 05.45) auf 77,21 (13,60) (p = 0,001) und KITA-Subskala Alltag von 59,23 (21,78) auf 68,14 (18,52) (p = 0,001). Alle diese Verbesserungen blieben bis zum letzten Follow-up erhalten. Die Verbesserungen waren ähnlich bei Patienten,die keine indikationsbezogene Begleittherapie in den ersten 6 Monaten erhielten. Nebenwirkungen durch Heileurythmie wurden bei 3,1 % (13/419) der Patienten dokumentiert. Abbrüche einer Heileurythmiebehandlung wegen Nebenwirkungen kamen nicht vor. Schlussfolgerung: Patienten, die Heileurythmieübungen durchführten, erfuhren eine nachhaltige Verbesserung chronischer Krankheitsbeschwerden und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Obwohl das Prä-Post-Design der vorliegenden Studie keine Schlussfolgerung hinsichtlich vergleichenden Nutzens (engl. comparative effectiveness) zulässt, legen die Studienergebnisse doch nahe, dass Heileurythmie hilfreich für Patienten sein kann, die für diese Therapie motiviert sind. SN - 0935798X JF - Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin JA - Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin DO - 10.14271/DMS-19285-DE VL - 61 IS - 4 SP - 331 EP - 342 UR - https://www.anthromedics.org/DMS-19285-DE ER -