TY - JOUR T1 - Anwendung und Sicherheit anthroposophischer Arzneimittel bei chronischen Erkrankungen: Eine zweijährige prospektive Kohortenstudie AU - Hamre, Harald J. AU - Witt, Claudia M. AU - Glockmann, Anja AU - Tröger, Wilfried AU - Willich, Stefan N. AU - Kiene, Helmut PY - 2007 N2 - Hintergrund und Fragestellung: Anthroposophische Medikamente (AMED) werden derzeit in 56 Ländern ärztlich verordnet und bei einer Vielfalt von Indikationen angewandt. Bislang gab es nur wenige große, prospektive Studien zur Sicherheit von AMED in der Langzeitanwendung. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Ermittlung der Häufigkeit von AMEDbedingten Unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) in der ambulanten Versorgung chronisch kranker Patienten über einen Beobachtungszeitraum von zwei Jahren. Methoden: Eine prospektive Beobachtungsstudie wurde in 131 Arztpraxen in Deutschland durchgeführt. Insgesamt wurden 662 ambulant behandelte Patienten im Alter von 1-75 Jahren konsekutiv in die Studie aufgenommen. AMED wurden eingesetzt bei chronischen psychischen Erkrankungen (vorwiegend Depression und Erschöpfung), Muskel-Skeletterkrankungen, Atemwegserkrankungen, neurologischen Erkrankungen sowie bei weiteren Indikationen. Die Hauptzielparameter der Untersuchung waren: Anwendung von AMED und AMED-bedingte UAW. Unerwünschte Ereignisse (UE) wurden sowohl von den Ärzten als auch von den Patienten dokumentiert und nach der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision (ICD-10) klassifiziert. Ergebnisse: Während des zweijährigen Beobachtungszeitraums wandten die Patienten 949 verschiedene AMED über eine Zeitdauer von insgesamt 11.487 Anwendungsmonaten an. Die AMED-Inhaltsstoffe waren mineralischen (8,1 %,77 von 949 AMED), pflanzlichen (41,8%) oder tierischen Ursprungs (7,8%), oder sie waren chemisch definierte Substanzen (10,5%) oder gemischten Ursprungs (31,7%). Die am häufigsten angewandten AMED-Inhaltsstoffe waren Viscum album (bei 11,5 %, 76 der 662 Patienten), Bryophyllum (9,4%),Arnica (7,9%) und Ouarz (7,7%). Nicht-AMEDPräparate wurden von 94,2% der Patienten über eine Gesamtdauer von 11.202 Anwendungsmonaten angewandt. 45,2 % dieser Anwendungen betrafen Arzneimittel für das Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System oder den Magen-Darm-Trakt sowie Stoffwechseltherapeutika. Insgesamt wurden 1.861 UE berichtet. Die häufigsten UE waren unspezifische Beschwerden und Befunde (ICD-10: R00-R99:27,6%, 513 der 1861 UE), MuskelSkelett-Erkrankungen (M00-M99:16,9 %), Atemwegserkrankungen (Joo—J99:8,2 %) und Magen-Darm-Erkrankungen (K00-K93:6,6 %). Es traten keine Schwerwiegenden UE infolge einer Arzneimittelgabe auf. Von den 1.861 berichteten UE gab es bei 284 UE seitens Arzt oder Patient einen Verdacht auf eine Nebenwirkung durch eine nichtmedikamentöse Therapie (n = 42 UE), durch ein Nicht-AMED (n = 187) oder durch ein AMED (n = 55 UE bei 29 Patienten). Bei 20 dieser 29 Patienten konnten UAW durch insgesamt 21 AMED bestätigt werden. Diese UAW waren: Lokalreaktionen bei topischer Anwendung (n = 6 Patienten), systemische Überempfindlichkeitsreaktionen (n = 1) und Verschlimmerung bereits vorhandener Symptome (n = 13). Bei zehn Patienten führte die UAW zum Abbruch einer AMED-Anwendung; zwei Patienten hatten eine UAW mit schwerer Intensität. Die Gesamtanzahl der Tage mit UAW pro Patient betrug im Median sieben Tage (Range 1-39 Tage). Alle UAW sind abgeklungen, keine war schwerwiegend. Die Häufigkeit bestätigter UAW durch AMED war 2,2 % (21 von 949) aller verschiedenen verwendeten AMED, 3,0 % (20 von 662) der Patienten mit AMED-Anwendungen, und ein UAW pro 382 Anwendungsmonate mit AMED-Anwendung. Schlussfolgerung: In dieser zweijährigen prospektiven Studie wurde dieTherapie mit AMED generell gut vertragen. SN - 0935798X JF - Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin JA - Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin DO - 10.14271/DMS-19113-DE VL - 60 IS - 4 SP - 309 EP - 323 UR - https://www.anthromedics.org/DMS-19113-DE ER -