TY - JOUR T1 - Zur Ideengeschichte der Herz-Kreislauf-Lehre AU - Kümmell, Hans Christoph PY - 2006 N2 - In den alten Kulturen wurde das Herz mit vielfältigen seelischen und geistigen Eigenschaften in Zusammenhang gebracht. Die griechischen Ärzte und Philosophen, bzw. Naturphilosophen gaben erstmals außerdem genauere anatomische Beschreibungen vom Herzen und von den Gefäßen. Galen fasste im 2. nachchristlichen Jahrhundert das gesamte medizinische Wissen seiner Zeit zusammen,das in Europa bis zum Beginn der Neuzeit Gültigkeit hatte. Die galenische Lehre sagte in Bezug auf die Blutbewegung, dass das venöse Blut von der Leber, mit Nahrungsstoffen gesättigt, in die Organe und Muskeln fließt und dort verbraucht wird, während die Organe über die Arterien mit Blut versorgt werden, in dem pneuma (später spiritus genannt) enthalten ist. Beide Ströme kommen in der Peripherie zum Erliegen. Mit Harvey tritt in der Neuzeit ein Forscher auf, der nicht nur die Anatomie von Herz und Gefäßen, sondern auch den Verlauf des Blutes genau erforscht und beschreibt, und der zwei wesentliche Entdeckungen macht: 1. das venöse Blut fließt nicht in die Peripherie, sondern zum Herzen und 2. die große Menge des Blutes, die das Herz in kurzer Zeit durchströmt, kann nicht aus der Nahrung stammen. Aufgrund dieserTatsachen entwickelt er im Rahmen seiner aristotelischen Studien die Idee des Kreislaufs. Descartes greift die Entdeckung auf und gibt ihr einen rationalistischen Duktus, der vor allem von den nachfolgenden Forschern weitergeführt wird, so dass sich bereits kurz nach Harvey das Pumpenparadigma der Herzfunktion durchgesetzt hat, was im Wesentlichen bis heute so geblieben ist, trotz verschiedener Ansätze, eine andere Sichtweise einzunehmen. Der Positivismus festigt das Pumpenparadigma. Steiners Konzept des ethischen Individualismus und des geisteswissenschaftlich erweiterten Menschenverständnisses ermöglicht und erfordert ein Umdenken der Funktion des Herzens zu einem Wahrnehmungs- und Integrationsorgan in einem aus verschiedenen Prinzipien gestalteten Organismus. SN - 0935798X JF - Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin JA - Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin DO - 10.14271/DMS-18820-DE VL - 59 IS - 1 SP - 4 EP - 11 UR - https://www.anthromedics.org/DMS-18820-DE ER -