Zur Chronobiologie des Diabetes mellitus. Das Spektrum biologischer Rhythmen

Das Spektrum rhythmischer Funktionen des Menschen umfasst periodische Vorgänge, die von Sekundenbruchteilen bis in den Bereich mehrjähriger rhythmischer Veränderungen reichen. Neben einer differenzierten Raumstruktur besteht beim Menschen wie auch bei allen anderen Lebewesen eine mindestens ebenso differenzierte Zeitstruktur (von Rudolf Steiner als Rhythmisches System zusammengefasst). Zu den Gesetzmäßigkeiten der Spontanrhythmen zählt, dass mit zunehmender Periodendauer immer komplexere Integrationsebenen des Organismus umfasst werden. Neben den Spontanrhythmen sind die reaktiv-periodischen Veränderungen zu beachten. Alle Antworten des Organismus auf Belastungen sind ebenfalls periodisch gegliedert. Sowohl hinsichtlich der Spontanrhythmen als auch hinsichtlich der reaktiven Veränderungen lässt sich eine Chronophysiologie des Glukosestoffwechsels darstellen. Dazu zählen die nächtliche Absenkung des Blutzuckers ebenso wie die biphasische Insulinsekretion als reaktive Folge einer Glukosebelastung. Befunde zur Chronopathologie des Diabetes mellitus liegen ebenfalls vor. So sind die sehr kurzwelligen Sekretionsrhythmen des Insulins schon in frühen Krankheitsphasen gestört. Auch das Antwortmuster der Insulinsekretion ändert sich. Chronotherapeutische Aspekte spielen eine große praktische Rolle bei der Insulinsubstitution desTypi-Diabetikers (Insulindosis und Tageszeit). Die beim Typ-2-Diabetes im Vordergrund stehende Änderung von Lebensgewohnheiten kann dadurch unterstützt werden, dass reaktiv-periodische Prozesse mitadaptiver Normalisierung wiederholt angestoßen werden. Derartige reaktiv-periodische Prozesse können insbesondere im Rahmen einer Kurbehandlung ausgelöst werden.