Der diagnostisch-therapeutische Prozess als Problem der Einzelfallforschung

Peter F. Matthiessen
Artikel-ID: DMS-18412-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-18412-DE

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Ärztliche Erkenntnis bewegt sich im Spannungsfeld zwischen allgemeiner Krankheitslehre und individueller Krankheitssituation. Insoweit Einzelfallforschung den Anspruch erhebt, zu generalisierungsfähigen Ergebnissen zu gelangen, muss sie das Verhältnis zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen eines „Falls" begrifflich klären. Die Dichotomie zwischen idiographischer und nomothetischer Forschungsmethode findet sich im goetheanistischen Typusbegriff überwunden. Ärztliches Erkennen vollzieht sich als gestalthaftes Cewahrwerden von Zusammenhängen, deren Evidenz davon abhängt, über welche Erkenntnisorgane der einzelne Arzt verfügt. Eine anthroposophisch erweiterte Medizin bedeutet insofern eine Steigerung der Erfahrungsfähigkeit auf der Grundlage einer evolutionistischen Organologie. Verfolgt wird ein Typusbegriff, der das Besondere des „Falls" nicht als defizitäre Abweichung einer starren Norm, sondern als positive Manifestation einer metamorphosierungsfähigen „Ganzheit" begreift. Das Besondere eines Allgemein-Typischen gilt es begrifflich und differentialphänomenologisch vom Individuellen i. S.der Einzigartigkeit eines jeden Menschen zu unterscheiden. Als in diesem Sinne individuell erweisen sich danach nicht die therapeutischen Leistungen des Arztes, sondern die durch sie ermöglichten (auto)salutogenen Leistungen des Kranken. Für gute Einzelfallforschung stellt sich die Aufgabe einer lückenlosen prospektiven Dokumentation und die ex ante Formulierung einer therapeutischen Erwartungswahrscheinlichkeit als Referenzwert für die Beurteilung des therapeutisch tatsächlich Erreichten.

Medical knowledge moves in the field of tension between pathology in general and the sick individual. If the claim is to be made that single-case studies yield results capable of generalization, it will be necessary to clarify conceptually the relationship between the general and specific aspects of a 'case'. The dichotomy between idiographic and nomothethic research methods is overcome by the Goethean concept of type. Medical insight is gained by developing gestaIt-like awareness of situations, with the evidence depending on the individual physician's 'organs of perception'. Anthroposophically extended medicine thus calls for an enhanced capacity to learn from experience on the basis of an evolutional organology. A concept of type is pursued in which the specific character of a'case'is not seen as a deficiency or deviation from a rigid standard but as positive manifestation of a'wholeness'with potential for metamorphosis. The specific aspect of a generalized type must be conceptually and by means of differential phenomenology distinguished from the individual with regard to the singularity of every person.The therapeutic services of the physician are not individual in this sense, but the (auto-) salutogenic efforts of the patient which they make possible are. Good single-case studies need complete prospective documentation and the advance formulation of expected clinical outcome probability as a reference base for the assessment of actual clinical results.

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