Wie würde Max Schelers Verständnis vom "fremden Ich" einige Aspekte der Debatte um den Hirntod verändern?

Dirk Cysarz
Artikel-ID: DMS-18610-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-18610-DE

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Der Philosoph Max Scheler hat eine seelische Phänomenologie zur Wahrnehmung des fremden Ich dargestellt. Danach ist das fremde Ich im Prinzip in der gleichen Art wahrnehmbar/erfassbar wie das eigene Ich. Jedes Ich individualisiere sich durch eine enge Verschränkung von Körper und Seele/Geist. Aufgrund der Wahrnehmungen von einem lebendigen Körper ist daher prinzipiell auch eine Wahrnehmbarkeit des dazugehörigen Ich gegeben, da dieses wesensgesetzlich zu ihm dazugehört. Was bedeutet das für den Umgang mit komatösen Intensivpatienten, deren Gehirn den Dienst unwiederbringlich eingestellt hat? Gesa Lindemann hat in einer soziologischen Untersuchung die Interaktionen von Ärzten und solchen Intensivpatienten analysiert. Die Analyse ergibt, dass nach der Feststellung der Hirntodes der Umgang mit diesen Patienten eklatante Schwierigkeiten bereitet, die durch ein sogenanntes „Paradox des Todes" hervorgerufen werden. Auf der Grundlage der Wahrnehmung des fremden Ich kann diesen Patienten aber auch nach der Feststellung des Hirntodes ein noch wahrnehmbares Ich zugeschrieben werden. Dadurch ist eine Möglichkeit gegeben, diesen Patienten situationsgerecht und würdig zu begegnen.

The philosopher Max Scheler presented a phenomenology of the soul that justified perception of another person's "foreign I". According to this, the foreign I can be perceived in the same way as one's own. Each I is individualized by a powerful intertwining of the body with soul and spirit. Perception of a living body thus ensures the existence and perceptibility of the I which essentially belongs to it. What does this mean for the way we behave towards intensive-care patients who have sustained irreversible loss of all brain functions? Gesa Lindemann analysed social interactions between physicians and such patients. She found that a'paradox of death'arose once brain death had been determined.This led to striking difficulties in social interaction with these patients. In terms of Scheler's foreign I, the I of these intensive-care patients is, however, still perceptible. Such perception makes it possible to meet these patients according to their present situation and dignity.

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