Die Entwicklungen des pharmazeutischen Impulses bei Rudolf Steiner. Menschenkundliche Voraussetzungen einer anthroposophischen Pharmakokinetik

Hans Broder von Laue
Artikel-ID: DMS-19199-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-19199-DE

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Obwohl Steiner schon in frühen Vorträgen (seit 1904) auf eine eigenständigen Stellung der „geisteswissenschaftlichen Medizin" neben der Homöopathie und Allopathie hinweist, tauchen erst im Umkreis des ersten Medizinerkurses (2g) eigene Ideen zur Erweiterung der Pharmazie auf. In dieser Arbeit werden die bisherigen Publikationen darauf untersucht, wie Steiner seine Stellung zu pharmazeutischen Fragen selber darstellt. In den Vorträgen für Mediziner 1920-1921 ist sein Bemühen, Interesse für eine „Erweiterung der Heilkunst" bei homöopathisch orientierten Ärzten zu gewinnen, klar erkennbar; parallel dazu werden die beiden tragenden Säulen dieser medizinischen Richtung vorsichtig in Frage gestellt. Gleichzeitig zu diesen Kursen und ohne die umworbenen Ärzte sucht er neue Wege: 1. Die Eiweißkomponenten (bei einem Präparat aus der Kaffeebohne, (6i, 62)) sollen verändert werden, 2. die giftigen und ungiftigen Pflanzenanteile sollen in ihrer spezifischen Wirkung auf biologische Wirkung untersucht werden (115), 3. der „Aggregatprozess", d. h. die Ordnung der Inhaltstoffe sollen durch einen Strömungsprozess verändert werden. Diese Strömungsprozesse werden zuerst an der Aufgabe der pharmazeutischen Mistel-Bearbeitung entwickelt und später auf viele Arzneien erweitert. Gemeinsam ist denselben, dass sie aus zwei oder mehr Pflanzenauszügen gewonnen werden sollen (Tab.5). 4. Auch bei der neuen Synthese von „Heilpflanzenprozessen" aus mehr anorganischen Bestandteilen wird eine räumliche Substanzkonfiguration der wirksamen Bestandteile angestrebt, die heute „kolloidal" genannt würde (Tab. 5). Die innermenschlichen Substanzprozesse sind das Vorbild für die „Homöopathisierung" von Arzneien. Eine vierfache qualitative Substanzverwandlung von dem Abbau der Nahrungsstoffe bis zu dem Aufbau einer menschlichen Substanz, die offen ist für die Impulse der Ich-Organisation, kann differenziert werden. Neben den giftartig „direkt" wirkenden Arzneien werden solche angestrebt, die sich dem aufbauenden „unsichtbaren Menschen" einfügen, ohne wie Nahrungsmittel „ins Gegenteil" verwandelt zu werden. Für diese pharmazeutische Aufgabe werden später Begriffe wie „Vegetabilisieren",„Dynamisieren" benutzt. Die vierfache Stufenfolge einer Substanzmetamorphose kann die urbildliche Anleitungen für pharmazeutisches Handeln werden. Es wird auf das „Substanz-Werden" und „SubstanzSein" und auf andere Gedankenbilder, die Steiner für das Verständnis der Substanzwirkungen im Menschen entwickelt, aufmerksam gemacht (Kap. 2). Das ideell formulierte Ziel der neuen pharmazeutischen Verfahren ist es, dass Substanzen „der Erdenschwere enthoben werden", d. h. den aufbauenden Lebensprozessen angenähert werden. Praktisches Ziel ist es, dass pflanzlichen Ausgangssubstanzen durch die organismuseigenen Gegenprozesse in ihren therapeutischen Eigenschaften nicht abgeschwächt werden. Die Arzneien sollen so bearbeitet werden, dass sie länger und besser wirksam sind. Gemessen an heutigen pharmazeutischen Forschungen sind die Hoffnungen, die Rudolf Steiner auf eine „Erweiterung der Pharmazie" richtet, erstaunlich modern.

Even in his early lectures (from 1904 onwards) Steiner spoke of "spiritual-scientific medicine" as having an autonomous place alongside homoeopathy and conventional medicine, but his own ideas for"an extension of pharmaceutics"first appeared in context of the first medical course (Spir. Science and Medicine, 1920).The present paper examines previous publications in the light of how Steiner presented his own standpoint concerning pharmaceutical issues. His efforts to interest physicians orientated towards homoeopathy in an "extension of medicine" are clearly evident in the medical lectures of 1920-1921. Parallel to this he carefully called into question the two supporting pillars of homoeopathy. At the same time, and without the physicians whose attention he sought to gain, he searched for new methods-. 1) Modification of proteins (in a preparation from coffee bean, (61,62)). 2) Investigation of the specific effects of poisonous and non-poisonous plant parts on biological activity (115). 3) Mod ification of the "aggregate process", i. e. the configuration and spatial relationship of the different constituents should be modified in a hydrodynamic process.These hydrodynamic processes were first developed for the pharmaceutical processing of mistletoe and later applied to many other medicines. These products were all to be made from two or more plant extracts. 4) The aim to achieve a spatial configuration of active ingredients in the new synthesis of "medicinal plant processes" using more inorganic constituents, which would today be called "colloidal". The human being's internal substance processes are the model for the homoeopathizing of medicines. A qualitatively fourfold transformation of matter— from the breakdown of foodstuffs to the building up of human substances which are receptive to impulses from the l-organisation—can be discerned. Apart from "direct"actions which act like poison, efforts are made to produce medicines that become part of the developing "invisible human being" without being converted "into their opposite", as is the case with foodstuffs. Later on, concepts such as"vegetabilization" and "dynamization" were used for this pharmaceutical task.The fourfold sequence of steps in the metamorphosis of matter can provide archetypal indications for pharmaceutical methods. Attention is drawn to "evolving" and "existing matter" and to further mental images which Steiner developed as an aid to understanding the effects which substances have on the human being. The idea of "new" pharmaceutical methods is that matter be "taken out of earth's gravity", i. e. aligned more closely to growth and development.The practical aim is to prevent the organism's inherent counterprocesses from weakening the therapeutic properties of vegetable raw materials. Medicines should be processed to make them more effective and longeracting. In the light of modern pharmaceutical research, Rudolf Steiner's aspirations for an "extension of pharmaceutics"are astoundingly modern.

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