Hysterie und Neurasthenie als typologisch therapeutischer Ansatz bei seelischen Erkrankungen

Wolfgang Rißmann
Artikel-ID: DMS-20145-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-20145-DE

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Der therapeutische Ansatz in der konventionellen Psychiatrie wird im Wesentlichen durch die naturwissenschaftliche, kausalanalytische Erkenntnismethode bestimmt und ist durch Leit - linien definiert. Die anthroposophisch erweiterte Medizin differenziert ihren therapeutischen Ansatz darüber hinaus in drei Richtungen: neben dem kausal-analytischen Ansatz für die Erfassung der unorganischen Natur des Körpers verwendet sie den typologischen Ansatz für die organische Natur des Lebensleibes (Ätherleib) und den individuellen Ansatz für die Person, die sich im seelischen Erlebnisraum äußert. Dabei kann der dritte Ansatz noch in sich differenziert werden in das Erkennen der seelischen Erlebnisweisen und das Erkennen der Person. Es wird im Folgenden das Konzept einer funktionellen Typologie für den Zusammenhang von körperlichen und seelischen Phänomenen beschrieben. Es handelt sich dabei um ein polarisch ausgerichtetes System von Kräftewirkungen im Bereich der Vitalität (Ätherleib), das die körperliche Symptomatik und das seelische Befinden gleichermaßen betrifft und somit einen inneren Zusammenhang der Gesundheits- und Krankheitsprozesse darstellt. Im Wechselspiel der Kraftfelder des „oberen“ und des „unteren Menschen“ entwickelt sich ein individuelles Gleichgewicht bei jedem Menschen, das konstitutionell nach zwei Seiten hin gestört sein kann. Dabei werden die Funktionstypen der „neurasthenischen“ und der „hysterischen“ Konstitution unterschieden. Sie stellen noch keine eigentlichen Krankheiten dar, bilden aber die Voraussetzung und besondere Tingierung von körperlichen und seelischen Erkrankungen. Der therapeutische Ausgleich der funktionellen Einseitigkeiten durch Arzneimittel, äußere Anwendungen und Heileurythmie sowie durch Kunsttherapie, Psychotherapie und Seelenübungen kann die Dynamik der Krankheit entlasten und so zu einer Symptomreduktion führen. Am Beispiel von vier Krankengeschichten mit der Diagnose Depression wird das diagnostische und therapeutische Vorgehen beschrieben.

Hysteria and neurasthenia as typological therapeutic approach to mental illness

In conventional psychiatry, the approach to treatment is essentially determined by natural-scientific causal analysis and defined by guidelines. In anthroposophically broadened medicine the approach is furthermore differentiated in three directions. Apart from causal analysis to assess the inorganic nature of the body, the typological approach is used for the organic nature of the life body (ether body) and the individual approach for the person evident in the sphere of experiences in the psyche. The third approach may be further differentiated into insight into the ways of inner experience and perception of the person. The concept of a functional typology for the relationship between bodily and psychic phenomena is then described. This is a system of forces in the sphere of vitality (ether body) with polar orientation which concerns both the physical symptoms and the state of soul, which makes it an inner connection between processes of health and sickness. Interaction between the force fields of the “upper” and the “lower” human being leads to an individual equilibrium for every individual, its constitution potentially subject to disorder in two directions. Distinction is made between the functional types of a “neurasthenic” and a “hysterical” constitution. These are not pathological in themselves but create the precondition for and particular colouring of physical and mental diseases. Treatment to balance out functional imbalance medically, with external applications and eurythmy therapy as well as art therapy, psychotherapy and mental exercises can relieve the dynamics of the disease and thus reduce the symptoms. Four case histories with depression the diagnosis serve as examples of the diagnostic and therapeutic method.

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