Polyneuropathien: Zu ihrem Verständnis und zu erweiterten Behandlungsoptionen aus anthroposophisch-ärztlicher Sicht

Ulrich von Rath
Artikel-ID: DMS-20665-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-20665-DE

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Polyneuropathien können alle Nervenfunktionen des peripheren Nervensystems beeinträchtigen und polytop in unterschiedlicher Verteilung auftreten. Sie sind häufig Symptom einer komplexen Systemschädigung und selten eine isolierte Erkrankung. Phänomenologisch stellen sie einen Rückzug aus der Peripherie des Leibes dar und sind häufig mit innerer Auskühlung und Sklerose vergesellschaftet. Ihr Auftreten entspricht der Schlaganfallinzidenz von ca. 5 % der Bevölkerung. Diabetiker entwickeln in bis zu 50 % der Fälle eine Polyneuropathie. Die bisherigen Therapieoptionen lindern die häufig quälenden Parästhesien und Schmerzen, sind jedoch nicht unerheblich nebenwirkungsbehaftet und beheben nur selten die Ursachen. Der Artikel erarbeitet den Aufbau, den Erhalt und die Regeneration des Nervensystems aus der physischen Ernährung aus anthroposophischer Perspektive. Dabei erfährt die Darm-Hirn-Achse eine besondere Beachtung. Die Qualität der intestinalen Nahrungsaufnahmefähigkeit aus der Außenwelt durch die Darmwand wird beschrieben. Sie kann bei Unterstützungsbedarf durch Bittermittel wie Wegwarte und Wermut verbessert werden. Die Nährstoffaufnahme ins Blut, in die Innenwelt, kommt als zweiter Schritt zur Darstellung. Von der Blutseite der Darmwand her lässt sich die splanchnische Nährstoffaufnahmefähigkeit durch die Einführung von Kupferzubereitungen in die Therapie günstig beeinflussen. In der Körperperipherie hat sich die Anwendung von Kupfersalbe zur Verbesserung der Durchblutung, Durchwärmung und der Pallästhesie als rasch und zuverlässig wirksam erwiesen.

Polyneuropathien sind im Ergebnis dieser Arbeit als Symptom einer Mangelernährungserkrankung des Nervensystems zu verstehen, deren Therapie zu ermutigender Beschwerdelinderung führen kann.

Polyneuropathies: Considering their nature and a broader approach to treatment from an anthroposophic medical perspective

Polyneuropathies can affect all functions of the peripheral nervous system and develop polytopically in different forms of distribution. They tend to be a symptom of complex systemic damage and do only rarely occur as an isolated condition. Phenomenologically they represent a withdrawal from the periphery and are often connected with a cooling down of the internal organs and sclerosis. Their incidence equals that of stroke, i. e. about 5 % of the population. About 50 % of diabetics develop a polyneuropathy. Treatments available to date ameliorate the paraesthesia and pain which are often tormenting but have not inconsiderable side effects and are only rarely causal. The subject of this paper are the development, maintenance and regeneration of the nervous system, with special attention given to the gut-brain axis. The intestine’s ability to absorb foods coming from the outside world through the intestinal wall can be supported, when required, by giving bitter principles such as wild chicory and wormwood. The absorption of nutrients into the blood, the inner world, is shown to be the second step. From the blood side of the intestinal wall, the power of splanchnic nutrient intake can be supported by including copper preparations in the treatment regimen. Copper ointment applied in the periphery has proved reliably effective in improving circulation, warming the body and reducing paraesthesia.

On the basis of these investigations polyneuropathies may be considered to be a symptom of nutritional deficiencies in the nervous system, treatment of which can ameliorate symptoms to an encouraging degree.

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