Lebensberatung in der Hausarztpraxis
Der Merkurstab 2009;62(2):135-143.
Artikel-ID: DMS-19408-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-19408-DE
Verschiedene Beispiele aus meiner Praxis zeigen, welches Verhältnis das Wort des Therapeuten zum Ich des Patienten hat. Die befreiende Wirkung der dichterischen Sprache und die fesselnde Kraft des kategorischen Imperativs werden herausgestellt. Im Sinne des pädagogischen Gesetzes nach Rudolf Steiner (1) wirkt die poetische Sprache nicht nur vom Ich, sondern sogar vom Geistselbst aus. Das Geistselbst ist das über dem Ich stehende fünfte Wesensglied des Menschen, das erst in Zukunft voll entwickelt sein wird (2) und heute im Menschen gewissermaßen noch schlummert. Dem Patienten eine Ahnung dieser Hoffnung gebenden Zukunftskräfte zu vermitteln, ist in der Gesprächstherapie besonders wichtig.
A number of examples from my practice show how the therapist's word relates to the patient's I. The liberating effect of poetic language and the bondage imposed by the categorical imperative are made evident. In the terms of Rudolf Steiner's law of education, poetic language acts not only from the I but also from the spirit self.This is the fifth level of human existence, above that of the I, and will only be fully developed in time to come, for it still lies dormant in human beings. In psychotherapy it is particularly important to convey to patients a feeling for these future powers that give hope.
