Das Arzneimittel Acidum sulfuricum e vitriolo: Geschichtlicher Hintergrund und aktuelle Neuentwicklung
Der Merkurstab 2012;65(5):420-427.
Artikel-ID: DMS-20021-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-20021-DE
Vitriole sind schon seit Jahrhunderten von großer Bedeutung. Während früher der Einsatz für Laborexperimente und für die Arzneimittelherstellung im Vordergrund stand, verschob sich der Schwerpunkt in Richtung einer technischen und industriellen Nutzung. Eine Blütezeit der natürlichen und dann verstärkt synthetischen Eisen- und Kupfer-Vitriole bestand im 17. und 18. Jahrhundert zum Zwecke der Schwefelsäuregewinnung. Der Grund hierfür ist das besondere Verhalten der Vitriole bei ihrer trockenen Destillation. Paracelsus (1493-1541) stellte aus dem „Blauen Vitriol" nach alchimistischen Prinzipien das„Arcanum Vitrioli" her, das er für die Heilung der „hinfallenden Krankheit" pries. Die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker in der gedanklichen und praktischen Beschäftigung mit Vitriolen und deren Destillation führte unter Hinzunahme von Hinweisen Rudolf Steiners zu neuen Verständnisansätzen altbekannter Herstellungsverfahren und zu einer neu durchdachten ArzneimittelHerstellung mit der Bezeichnung„Acidum sulfuricum e vitriolo".
Vitriols have been of great importance for centuries, originally used largely in laboratory experiments and pharmaceutics, they then gained importance in industry and technology. Demand for the natural and increasingly also synthetic iron and copper vitriols for sulphuric acid production flourished in the 17th and 18th centuries.This was due to the specific properties of vitriols when subject to dry distillation. Paracelsus (1493-1541) used alchemical principles to produce "blue vitriol" (blue copperas), his Arcanum Vitrioli, highly prized for the "falling sickness". Conceptual and practical collaboration between physician and pharmacist concerning vitriols and their distillation, guided by Rudolf Steiner's suggestions, led to the beginning of new insights into well-known methods of producing Acidum sulfuricum e vitriolo.