Die Bedeutung der Subjektivität für empathisches Handeln und die Verbesserung der therapeutischen Beziehung durch die Schulung der Wahrnehmung

Markus Köhl
Artikel-ID: DMS-20259-DE
DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-20259-DE

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Die Veränderung der Hirnaktivitäten und der vegetativen Funktionen während eines erweiterten Wahrnehmungseindrucks stehen im Fokus eines Forschungsprojekts über den Stellenwert von Subjektivität in der Medizin, Diagnostik und Therapie unter Einbezug empathischer Wahrnehmung durch den Arzt. Ziel der Studie war es, den Einfluss des vegetativen und zerebralen Zustandes auf die Qualität und das Spektrum von Wahrnehmungseindrücken hin zu analysieren. Die untersuchte Wahrnehmungsleistung wird auf die Qualität der Arzt-Patient-Beziehung übertragen. In dieser Beziehung spielt die Empathie eine ausschlaggebende Rolle.

In der Studie wurden die Entspannungsmethode bzw. die Wahrnehmungsschule Ergosom in Kombination mit einem Wahrnehmungsversuch angewendet. Die vegetativen und zerebralen Messverläufe wurden mit der Bewertung der Wahrnehmungsqualität korreliert. Die Studie zeigt, dass innere Gelassenheit und mentale Vorbereitung des Arztes die Empathiefähigkeit fördern, auf der eine Gestaltung der Arzt-Patient- Beziehung aufbaut. Der Wert der Entfaltung empathischer Wahrnehmung durch Mediation in der Anthroposophischen Medizin liegt im Erkennen eines therapeutischen Bedarfs und der Entfaltung therapeutischer Kräfte.

The importance of subjectivity in empathetic treatment and the improvement of the therapeutic relationship through perception training

The change in brain activity and vegetative function during extended perception was the focus of a research project about the significance of subjectivity in medicine, diagnosis and therapy, particularly with regard to the empathetic awareness of the physician. The aim of the study was to analyse the influence of the vegetative and cerebral states on the quality and range of perception. The examined perceptual performance was then applied to the quality of the physicianpatient relationship, in which empathy played a decisive role.

In this study, the relaxation and perception training method, Ergosom, was used in a perceptual experiment. A correlation was found between the measurement gradients of the vegetative and cerebral parameters and the assessment of the quality of perception. Results of the study show that a physician’s calm internal composure and mental preparation foster empathy, which serves as a basis for developing a physicianpatient relationship. In anthroposophic medicine, the value of the development of empathetic perception through meditation lies in the recognition of therapeutic need and in the development of therapeutic forces.

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