Dermatologie

Einführung

Lüder Jachens, Brigitte Roesler, Christoph Schempp

Letzte Aktualisierung: 02.11.2015

Hautkrankheiten gehören zu den häufigsten Diagnosen in der allgemeinärztlichen Sprechstunde. Im menschlichen Hautorgan spiegeln sich die mannigfaltigsten Wirkungen aus der Umwelt, aus dem Inneren des Organismus und auch der Psyche. Die Dermatologie profitiert vom Konzept der Anthroposophischen Medizin, das eine Zusammenschau des Hautorgans mit dem Gesamtorganismus auf unterschiedlichen Ebenen ermöglicht.

Die Existenz des Menschen in ihren vier Seinsebenen lässt sich im Hautorgan detailliert aufsuchen. Die menschliche Individualität und damit die geistige Seite seiner Existenz ist verbunden mit der Wärme des Blutes. In der wechselnden Durchblutung des Kapillarkörpers (Stratum papillare der Dermis), im Erröten und Erblassen, ist sie dem beobachtenden Auge indirekt wahrnehmbar. Die seelische Ebene ist vornehmlich mit den Nerven und den Sinnesorganen verbunden. Sie sind so zahlreich im Hautorgan vertreten, dass damit die Haut in erster Linie ein Sinnesorgan ist. Die Versorgung mit Nerven macht die Haut wach und sensibel. Nervliche Erregung kann beispielsweise zur „Gänsehaut“ führen, nervliche Überaktivität zum Juckreiz. Vitale Funktionen finden sich im Aufbau von Sekreten in Drüsen: In der Haut sind dies Schweiß- und Talgdrüsen. Die gut ausgebildete Fähigkeit zu schwitzen und die Seborrhoe zeigen somit, dass ein Mensch in seiner Haut über genügend Vitalität verfügt. Ernährungsvorgänge und bewegte Stoffströme in Geweben stellen die rein physische Seite der menschlichen Existenz dar. Selbstverständlich ist auch diese im Hautorgan vertreten.

Die Dreigliederung des menschlichen Organismus in das Nerven-Sinnes-System, das Stoffwechsel-Gliedmaßen-System und das rhythmische System ist ebenfalls im Hautorgan wiederzufinden. Nerven-Sinnes-Funktionen und die von ihnen induzierten Absterbevorgänge sowie Prozesse biochemischer Ausdifferenzierung (Keratin und interzelluläre Lipide) sind hauptsächlich in der Epidermis vertreten. Stoffwechselvorgänge haben ihren Schwerpunkt in der Sekretbildung der Talg- und Schweißdrüsen in der unteren Dermis und in den regen Auf- und Abbauvorgängen von Fett im subkutanen Fettgewebe. Die Mitte der Haut findet sich im Papillarkörper der oberen Dermis mit ihrer kapillären Durchblutung und zahlreichen Sinnesorganellen. Durch Einseitigkeiten in der einander polaren Wechselwirkung zwischen Nerven-Sinnes-System und Stoffwechsel-Gliedmaßen-System entstehen Krankheitstendenzen. So führt überschießende Nerven-Sinnes-Tätigkeit in der Haut zu Juckreiz und Verhärtungstendenzen, zu starkes Stoffwechselgeschehen zu Entzündung und Auflösung. Diese Einsichten in übergeordnete Zusammenhänge ermöglichen einen erweiterten Blick auf Hautkrankheiten und neue therapeutische Ansätze.

Neues aus der Forschung

Misteltherapie in Ergänzung zur Standard-Immunbehandlung bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs weist auf verbesserte Überlebensrate hin
Die Immuntherapie mit PD-1/PD-L1-Inhibitoren hat die Überlebensraten von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) erheblich verbessert. Die Ergebnisse einer Studie mit realen Daten (RWD), in der die zusätzliche Gabe von Viscum album L. (VA) zur Chemotherapie untersucht wurde, haben einen Zusammenhang mit dem verbesserten Überleben von Patienten mit NSCLC gezeigt - und zwar unabhängig von Alter, Metastasierungsgrad, Leistungsstatus, Lebensstil oder onkologischer Behandlung. Zu den Mechanismen gehören möglicherweise synergistische Modulationen der Immunantwort durch PD-1/PD-L1-Inhibitoren und VA. Diese Ergebnisse weisen auf die klinische Bedeutung einer zusätzlichen VA-Therapie hin; sie besitzen jedoch naturgemäss Limitationen, da es sich um eine nicht-randomisierte Beobachtungsstudie handelt. Die Studie ist in Cancers frei zugänglich publiziert: 
https://doi.org/10.3390/cancers16081609.

 

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin