Pflege und Äußere Anwendungen bei Ödemen

Britta Wilde

Letzte Aktualisierung: 16.07.2019

Die Äußeren Anwendungen haben in der Ödemtherapie eine wichtige Bedeutung und können oft schnell das Befinden und die Beschwerdesymptomatik des Patienten bessern. Berührung, Temperatur der Anwendung und die eingesetzten Substanzen wirken über das ausgedehnte Sinnessystem der Haut und beeinflussen die Ödem assoziierten Beschwerden wie Dyspnoe, Hustenreiz, Unruhe, Stauungs- und Spannungsgefühl. Sie können darüber hinaus beruhigen und auch den Schlaf fördern.

Periphere Ödeme, Lymphödem

  • Bei peripheren Ödemen – infolge Herzinsuffizienz, chronisch venöser Insuffizienz, Lymphödem, Anasarka – kann die geschwächte Lebensorganisation gestärkt werden durch
    Boragowickel: 1 EL Borago-Essenz WALA in 1 l Wasser lösen
    Borago (Borretsch) wirkt entstauend, kühlend und entzündungshemmend. Die gestaute Flüssigkeit wird wieder zum Fließen gebracht. Patienten berichten häufig unmittelbar nach der Anwendung über eine Besserung der Beschwerden.
    Durchführung: siehe http://www.pflege-vademecum.de/boragoessenzwickel.php

  • Beim müden Patienten
    Zitruswickel: Zitronenumschläge an Rumpf, Unterschenkeln, Unterarmen – abwechselnd kühle Umschläge
    Bereits der Zitronenduft hat eine unmittelbar erlebbare aktivierende Wirksamkeit. Darüber hinaus wirkt die Zitrone zusammenziehend und gestaltend.
    Durchführung: Eine Zitrone in möglichst biodynamischer Qualität halbieren und die Schale einige Male einschneiden. In eine Schüssel legen und mit Wasser übergießen. Anschließend mit einem Glas unter Wasser auspressen. In dem so gewonnenem Zitronenwasser eine Baumwollbabywindel eintauchen. Gut auswringen und auf das zu behandelnde Gebiet auflegen. Die Temperatur kann dem Empfinden des Patienten angepasst werden. Mit einem Hülltuch, z. B. einem Handtuch oder Moltontuch, abdecken und 15 – 20 Minuten aufgelegt lassen.

    Quarkwickel
    an den Unterschenkeln oder Unterarmen
    Durchführung: siehe http://www.pflege-vademecum.de/quarkauflage.php

Hirnödem

Pflegetherapeutische Maßnahmen bei Hirnödem – infolge z. B. zerebraler Metastasierung oder hirneigenen Tumoren:  
Arnika-Haube mit Arnika Essenz WALA, WELEDA
Arnika Stirnkompresse / Kopfhaube mit Arnika Essenz WALA, WELEDA
Arnika harmonisiert die auflösenden und strukturierenden Kräfte und wirkt gestaltend und strukturierend.
Durchführung: siehe http://www.pflege-vademecum.de/arnika-kopfhaube.php

Lungenödem und Pleuraerguss

  • Beim Lungenödem wird der luftgefüllte Atmungsraum durch Flüssigkeit eingeengt. Die Ursachen sind vor allem kardial, entzündungs- oder tumorbedingt.
    Quark Brustauflage
    Durch das Trocknen des Quarks bei der Anwendung werden Flüssigkeiten sanft angesogen. Quark wirkt außerdem entzündungshemmend und kühlend. Die beste Wirkung wird mit Magerquark erzielt.
    Durchführung: Den Magerquark mit einem Messer oder Holzspachtel auf eine auseinandergefaltete Kompresse ca. 3 – 5 mm dick streichen und mit einer zweiten Kompresse bedecken. Im Allgemeinem reicht eine Auflagengröße von ca. 15 x 15 cm. Diese wird direkt auf die Haut gelegt und mit einem Tuch (z. B. einer Stoffwindel) fixiert. Die Auflage sollte 20 – 45 Min. verbleiben. Die Wirkung des Quarks entsteht beim Trocknungsprozess.
    Der Quark sollte nicht zu kalt sein, ca. 36 °C bis handwarm. Dies kann schnell erreicht werden, wenn die fertige Quarkauflage kurz auf eine Wärmflasche (als Schutz eignet sich ein Plastikbeutel) gelegt wird. Auch darf der Quark nicht über 40 °C erhitzt werden, weil sonst das Milcheiweiß gerinnt.

  • Bei begleitendem Hustenreiz sind hilfreich:
    Thorax-Wickel mit Lavendelöl 10 % WELEDA oder Thymianöl 5 % oder Quark
    Lavendel wirkt durchwärmend, entspannend, beruhigend, schlaffördernd, krampflösend. Thymian regt die Wärmeorganisation an, wirkt schleim- und krampflösend, auch bei Patienten, die nachts unter einem starken Hustenreiz leiden und aus Angst nicht einschlafen können. Thymian kann auch bei Abneigung gegen Lavendel eingesetzt. Quarkwickel bewähren sich bei bronchialer Schleimproduktion und beim präfinalen Rasseln (death rattle).

  • Bei entzündlichem Ödem infolge Pneumonie:
    Lungeneinreibung mit Plantago Bronchialbalsam WALA oder Thymianöl oder Eukalyptusöl oder Eukalyptus comp. Paste WELEDA,
    Quarkwickel
    Bei der Anwendung ist auf die Atmung des Patienten zu achten – „mit atmen“ – allmählich langsamer werden. Die Lungeneinreibung gliedert sich in vier Phasen: 1. Rücken-Abstrich 2. Richtungsänderung 3. Abstrich nach vorne 4. In der Luft zurück zum Anfang.
    Wadeneinreibung mit Lavendelöl 10 % WELEDA oder mit Cuprum metallicum praep. 0,4 % Salbe WELEDA oder mit Kupfer Salbe rot WALA
    zur Ableitung der seelisch erlebten Stauung und Anspannung in das Gliedmaßensystem. 

Anasarka

Anasarka entsteht multifaktoriell und ist häufig im Rahmen der fortgeschrittenen Tumorerkrankung anzutreffen. Es handelt sich um eine Ödembildung im Bereich der Subkutis und ist Ausdruck der geschwächten Lebensorganisation des Patienten. Seltener kann die astralische Organisation zu Stauungsprozessen mit generalisierter Ödembildung führen.

Boragowickel: 1 EL Borago-Essenz WALA in 1 l Wasser lösen. Auf Fußrücken bis Waden bzw. Leiste.

  • Beim müden Patienten
    Zitruswickel: Zitronenumschläge an Rumpf, Unterschenkeln, Unterarmen – abwechselnd kühle Umschläge
    Borago hat eine tonisierende Wirksamkeit auf die ätherische Organisation, Citrus aktiviert die astralische Organisation.
    Quarkwickel: Quark 0,5 cm dick auf das Substanztuch auftragen und alle Tuchenden einschlagen, um eine Packung zu formen. Die Packung dann auf den Bauch legen und ein Frotteetuch um den Patienten wickeln.
    Siehe auch Quarkbrustwickel: http://www.pflege-vademecum.de/qbw.php

Aszites

Aszites unterschiedlicher Ursache kann zu verschiedenen Beschwerden führen, für die folgende pflegetherapeutische Maßnahmen empfohlen werden. Siehe auch unter: https://www.anthromedics.org/PRA-0773-DE

  • Bei abdomineller Spannung und Schmerz:
    Bauchwickel mit Oxalis Folium 20 % Tinktur WELEDA
    Baucheinreibung mit Oxalis Folium 10 % Salbe WELEDA

  • Bei Lebermetastasen:
    Schafgarben-Leberwickel: 1 gehäufter EL blühenden Krautes auf 1 l Wasser kalt ansetzen, 5 Min. zugedeckt kochen, 10 Min. zugedeckt ziehen lassen. Nach dem Durchsieben erhält man eine goldgelbe Wickellösung.
    Durchführung siehe: http://www.pflege-vademecum.de/schafgarben_leberwickel.php

  • Zur Anregung der Diurese:
    Equisetum-Nierenwickel: 1 – 2 gehäufte EL Herba Equiseti Arvensis auf 1 l Wasser kalt ansetzen, 10 – 15 Min. zugedeckt (auf kleiner Flamme) kochen, ca. 10 Min. ziehen lassen. Nach dem Durchsieben ist das Wasser dunkelbraun-grün gefärbt.
    Quarkwickel: Quark 0,5 cm dick auf das Substanztuch auftragen und alle Tuchenden einschlagen, um eine Packung zu formen. Die Packung dann auf den Bauch legen und ein Frotteetuch um den Patienten wickeln.
    Siehe auch Quarkbrustwickel: http://www.pflege-vademecum.de/qbw.php

Literaturempfehlungen

Heine R (Hrsg.) Anthroposophische Pflegepraxis. Grundlagen und Anregungen für alltägliches Handeln. 4. Aufl. Berlin: Salumed Verlag; 2017.

Riehm C, Kaschdailewitsch E. Pflegerische Gesten in der anthroposophischen Pflege von Krebskranken. Der Merkurstab 2017;70(5):406-415.

Kolbe-Alberdi Vallejo C, Lange B. Die pflegerische Patientenbegleitung im Umkreis des Sterbens. Der Merkurstab 2015;68(4):272-274.

Fingado M. Therapeutische Wickel und Kompressen: Handbuch aus der Ita Wegman Klinik. Dornach: Natura Verlag im Verlag am Goetheanum; 2012

Batschko EM. Einführung in die Rhythmischen Einreibungen. 2. Aufl. Frankfurt: Info 3 Verlag; 2010.

von Dach C, Heine R, Heiligtag HR. Anthroposophische Pflege von Krebskranken. Der Merkurstab 2009;62(4):330-343.

Neues aus der Forschung

Misteltherapie in Ergänzung zur Standard-Immunbehandlung bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs weist auf verbesserte Überlebensrate hin
Die Immuntherapie mit PD-1/PD-L1-Inhibitoren hat die Überlebensraten von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) erheblich verbessert. Die Ergebnisse einer Studie mit realen Daten (RWD), in der die zusätzliche Gabe von Viscum album L. (VA) zur Chemotherapie untersucht wurde, haben einen Zusammenhang mit dem verbesserten Überleben von Patienten mit NSCLC gezeigt - und zwar unabhängig von Alter, Metastasierungsgrad, Leistungsstatus, Lebensstil oder onkologischer Behandlung. Zu den Mechanismen gehören möglicherweise synergistische Modulationen der Immunantwort durch PD-1/PD-L1-Inhibitoren und VA. Diese Ergebnisse weisen auf die klinische Bedeutung einer zusätzlichen VA-Therapie hin; sie besitzen jedoch naturgemäss Limitationen, da es sich um eine nicht-randomisierte Beobachtungsstudie handelt. Die Studie ist in Cancers frei zugänglich publiziert: 
https://doi.org/10.3390/cancers16081609.

 

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin