Studien zur Wirksamkeit von Homöopathie und Anthroposophischer Medizin

Korrespondierende Autorin: dagmar.brauer@medsektion-goetheanum.ch

Veröffentlicht am: 09.04.2024

Anthroposophische Medizin und ihre Arzneimittel sind seit vielen Jahren integraler Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems und erfreuen sich einer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung. Anthroposophische Kliniken erhalten bei Patientenbefragungen der Krankenkassen Bestnoten. Dennoch wird anthroposophischen und homöopathischen Arzneimitteln vorgeworfen, dass ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nicht fundiert sei, was nachweislich unzutreffend ist. Im Folgenden sind relevante Forschungsbeiträge genannt, die die wissenschaftliche Güte hinsichtlich untersuchter klinischer Wirksamkeit, Nutzen und Sicherheit von Anthroposophika und Homöopathika belegen:

Ausgewählte Studien

  • Baars EW, Kienle GS, Heusser P, Pedersen PA, van Wietmarschen HA, Kiene H, von Schoen-Angerer T, Hamre HJ. Anthroposophic Medicinal Products: A Literature Review of Features, Similarities and Differences to Conventional Medicinal Products, Scientific and Regulatory Assessment. Global Advances in Health and Medicine 2022 Mar 8;11:21649561211073079. DOI: https://doi.org/10.1177/21649561211073079. Anthroposophische Arzneimittel (AMP) werden gemäß der Guten Herstellungspraxis und den nationalen Arzneimittelvorschriften gefertigt und haben einen ausgezeichneten Sicherheitsstatus; die verfügbaren Belege deuten auf einen klinischen Nutzen hin.
  • Baumgartner S, Flückiger H, Kunz M, Scherr C, Urech K. Evaluation of Preclinical Assays to Investigate an Anthroposophic Pharmaceutical Process Applied to Mistletoe (Viscum album L.) Extracts. Evidence-based Complementary and Alternative Medicine 2014:2014:620974. DOI: https://doi.org/10.1155/2014/620974. Das untersuchte Hochgeschwindigkeits-Mistelextrakt-Mischverfahren beeinflusste nicht die Toxizität gegenüber Krebszellen, sondern schien die Morphostase aufrechtzuerhalten und die Resistenz gegen äußere schädliche Einflüsse zu erhöhen, die zu phänomenologischen Missbildungen führen.
  • Bornhöft G, Wolf U, von Ammon K, Righetti M, Maxion-Bergemann S, Baumgartner S, Thurneysen AE. Effectiveness, safety and cost-effectiveness of homeopathy in general practice - summarized health technology assessment. Forschende Komplementmedizin 2006:13 Suppl 2:19-29. DOI: https://doi.org/10.1159/000093586. Unter Berücksichtigung interner und externer Validitätskriterien kann die Wirksamkeit der Homöopathie durch klinische Evidenz gestützt und die fachgerechte und angemessene Anwendung als sicher angesehen werden.
  • European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products. European Academies Science Advisory Council (EASAC) Statement on Homeopathic Products and Practices. Available at https://echamp.eu/echamp-resources/echamp-positions.
  • Gaertner K, Loef M, Frass M, Mittal R, Khurana A, Manchanda R, von Ammon K, Frei-Erb M, Walach H, Baumgartner S. Bibliography of Homeopathic Intervention Studies (HOMIS) in Human Diseases. Journal of Integrative and Complementary Medicine 2023 Jan;29(1):14-21. DOI: https://doi.org/10.1089/jicm.2022.0523. Diese Bibliografie gibt einen hervorragenden Überblick über den Stand der klinischen Forschung in der Homöopathie.
  • Hamre HJ, Glockmann A, Heckenbach K, Matthes H. Use and Safety of Anthroposophic Medicinal Products: An Analysis of 44,662 Patients from the EvaMed Pharmacovigilance Network. Drugs Real World Outcomes 2017;4(4):199-213. DOI: https://doi.org/10.1007/s40801-017-0118-5. In dieser Analyse einer großen Stichprobe waren unerwünschte Wirkungen der Therapie mit anthroposophischen Arzneimitteln in der ambulanten Versorgung selten; unerwünschte Wirkungen von hoher Intensität sowie schwere unerwünschte Wirkungen waren sehr selten.
  • Hamre HJ, Glockmann A, Marti J, Soldner G. Systematik ärztlicher Anwendungserfahrungen mit Arzneimitteln aus ganzheitlichen Therapiesystemen: Eine deskriptive Analyse des Vademecum Anthroposophische Arzneimittel. Der Merkurstab 2021;74(3):261-272. Das Vademecum enthält strukturierte Angaben zu Arzneimitteln der Anthroposophischen Medizin (AM), einschließlich therapeutischer Ratio, Indikationen und Anwendungsempfehlungen. Die Angaben basieren auf der Dokumentation ärztlicher Anwendungserfahrungen, die anschließend von einer interdisziplinären Redaktionsgruppe überprüft werden. Das Vademecum umfasst 799 unterschiedliche AM-Arzneimittel, die für 1.773 Indikationen empfohlen werden, welche 52,6 % aller AM-Arzneimittel ausmachten, die in den Jahren 2015–2016 in Deutschland auf dem Markt waren.
  • Hamre HJ, Glockmann A, von Ammon K, Riley DS, Kiene H. Efficacy of homoeopathic treatment: Systematic review of meta-analyses of randomised placebo-controlled homoeopathy trials for any indication. Systematic Reviews 2023;12:191. DOI: https://doi.org/10.1186/s13643-023-02313-2. In die Analyse wurden ausschließlich Studien mit der höchsten wissenschaftlichen Evidenz – randomisiert und placebokontrolliert (RCT) – und für jede Indikation eingeschlossen. Die untersuchten Metaanalysen (MAs) umfassten zwischen 16 und 110 Studien, die zwischen 1943 und 2014 veröffentlicht wurden. Das Risiko einer Verzerrung (niedrig/unklar/hoch) wurde für drei MAs als niedrig und für drei MAs als hoch eingestuft. Die Ergebnisse dieser systematischen Analyse weisen eindeutig darauf hin, dass die Homöopathie über Placebo hinaus positive Effekte auf Krankheiten beim Menschen hat.
  • Institut für Komplementäre und Integrative Medizin (IKIM): Stand der klinischen Forschung in der Homöopathie:
  • Jong MC, van Wietmarschen H, Glockmann A, Baars EW, Hamre HJ. Safety of Anthroposophic Medicinal Products: An Analysis of Adverse Drug Reactions from German Pharmacovigilance Databases. Drugs Real World Outcomes 2021;8(4):589-601. DOI: https://doi.org/10.1007/s40801-021-00262-7. In dieser retrolektiven Sicherheitsanalyse von Pharmakovigilanzdaten betrug die Häufigkeit von unerwünschten Nebenwirkungen (UAW) bei anthroposophischen Arzneimittel 1,50 pro eine Million maximale tägliche Verabreichungsdosen. Die Häufigkeit von UAW in dieser Studie, die auf Spontanmeldungen beruht, ist nicht direkt vergleichbar mit der Häufigkeit in prospektiven klinischen Studien.
  • Kienle GS, Glockmann A, Grugel R, et al. Klinische Forschung zur Anthroposophischen Medizin – Update eines «Health Technology Assessment»-Berichts und Status Quo. Forschende Komplementmedizin 2011;18(5):269-82. DOI: https://doi.org/10.1159/000331812. Studien unterschiedlichen Designs und unterschiedlicher Qualität beschreiben bei einer Vielzahl von Erkrankungen ein für die Anthroposophische Medizin medizinisch gutes und für die Patienten zufriedenstellendes, sicheres und vermutlich auch kostengünstiges Behandlungsergebnis. Weiterführende qualitativ hochwertige Evaluationen sind wünschenswert.
  • Süsskind M, Thürmann P A, Lüke C, Jeschke E, Tabali M, Matthes H, Ostermann T. Adverse drug reactions in a complementary medicine hospital: a prospective, intensified surveillance study. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine 2012:320760. DOI: https://doi.org/10.1155/2012/320760. Die Daten zeigen, dass durch anthroposophische Arzneimittel verursachte unerwünschte Wirkungen selten auftreten und auf leichte Symptome beschränkt sind.

Neues aus der Forschung

Fallserie: Topische Anwendung von Viscum Album-Extrakt bei Keratinozyten-Karzinomen zeigt Remissionen 
In einer retrospektiven Fallserie wurden die Sicherheit und klinischen Auswirkungen einer topischen Anwendung von 10%igem lipophilen Viscum Album-Extrakt (VALE) bei einzelnen Fällen von kutanem Plattenepithelkarzinom (kPEK), Basalzellkarzinom (BCC) und aktinischer Keratose untersucht. Die Studienpopulation bestand aus 55 Patienten mit 74 Hautläsionen. Risikofaktoren, Begleittherapien und -erkrankungen, unerwünschte Nebenwirkungen des VALE sowie weitere relevante Informationen wurden dokumentiert. Im Ergebnis betrug die klinische Ansprechrate 78% für kPEK, 70% für BCC und 71% für AK. Die Komplettremissionsraten lagen für einzelne Läsionen bei 56% für kPEK, 35% für BCC und 15% für AK. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass VALE ein sicheres und verträgliches Extrakt ist, bei dessen Anwendung vollständige und partielle Remissionen der Keratinozytenkarzinome beobachtet werden konnten. Der Artikel ist in Complementary Medicine Research veröffentlicht: 
https://doi.org/10.1159/000537979.

 

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin