Anthroposophische Medizin

Johannes Weinzirl, Matthias Girke, Georg Soldner

Letzte Aktualisierung: 05.09.2018

Die Anthroposophische Medizin ist eine Integrative Medizin. Sie begründet sich auf der Evidenzbasierten Medizin und dem anthroposophischen Menschen- und Weltverständnis. Sie wurde 1920 von der Ärztin Dr. med. Ita Wegman und dem Begründer der Anthroposophie Dr. phil. Rudolf Steiner initiiert und seither schrittweise weiterentwickelt. Anthroposophische Ärzte und Therapeuten versuchen, dem ganzen Menschen mit seinen körperlichen, lebendig-funktionellen, seelischen und geistigen Aspekten gerecht zu werden. Die Anthroposophische Medizin ist patientenzentriert, lebensnah und findet in unterschiedlichen Fachdisziplinen der Medizin wie beispielsweise der Onkologie, Kardiologie, Pädiatrie, Neurologie oder Psychiatrie Anwendung. Sie wird momentan weltweit in 22 Kliniken und einer Vielzahl an ambulanten Praxen und Therapeutika praktiziert.

Die Zugänge zur Anthroposophischen Medizin sind vielseitig. Dies begründet sich einerseits in ihrem Anspruch, wissenschaftlich und praktisch nachvollziehbar zu sein, andererseits in dem Anliegen, seelische und geistige Dimensionen des Menschseins in sinnvoller Weise zu integrieren. Inmitten dieses Spannungsfeldes seien vier Perspektiven näher betrachtet:

  • Anthroposophische Medizin im Kontext der Evidenzbasierten Medizin und ihr Beitrag zum Gesundheitswesen
  • Anthroposophische Medizin als Komplementäres bzw. Integratives Therapieverfahren
  • Anthroposophische Medizin als Heilkunst mit dem Menschen im Mittelpunkt
  • Anthroposophische Medizin als Spirituelle Medizin

Literaturempfehlungen

Bartelme RR. Anthroposophic Medicine, an Introduction; and a Book Review of Anthroposophy and Science. Integrative Medicine 2017;16(4):42–46. Verfügbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6415628/ (17.07.2020)

Glöckler M. Was ist Anthroposophische Medizin? Wissenschaftliche Grundlagen, Therapeutische Möglichkeiten, Entwicklungsperspektiven. Dornach: Verlag am Goetheanum; 2017.

Selg P. Was heißt und zu welchem Ende studiert man Anthroposophische Medizin? Arlesheim: Verlag des Ita Wegman Instituts; 2017.

McKeen T. Anthroposophische Medizin: Einführende Vorträge und Aufsätze. Reprint. Berlin: Salumed Verlag; 2016.

Girke M. Menschenbild und Krankheitsverständnis in der Anthroposophischen Medizin. Einführung. Verfügbar unter https://www.anthromedics.org/BAS-0231-DE (04.06.2015).

Husemann A. Form, Leben und Bewusstsein. Einführung in die Menschenkunde der Anthroposophischen Medizin. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben; 2015.

Steiner R, Wegman I. Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. 8. Aufl. Basel: Rudolf Steiner Verlag; 2014.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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