Einführung in die Begründung und Geschichte der Anthroposophischen Medizin

Der Beginn der Anthroposophischen Medizin wird mit dem Jahr 1920 datiert (1, S. 306-307), als Rudolf Steiner (1861 – 1925) auf Anfrage von interessierten Pharmazeuten und Ärzten begann, Vortragszyklen über geisteswissenschaftliche Aspekte der Medizin für Fachleute zu halten (2). Diese Vorträge wurden bis 1924 fortgesetzt, sie wurden in der Regel mitstenographiert und sind bis heute in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe in Buchform erhältlich. 1921 wurden die ersten klinisch-therapeutischen Institute in Arlesheim bei Basel in der Schweiz und in Stuttgart eingerichtet (3), und in unmittelbarem Zusammenhang damit wurden auch die ersten Laboratorien zur Heilmittelherstellung aufgebaut, aus denen dann die Firma Weleda hervorging (4). Zur Jahreswende 1923/24 wurde im Rahmen der damals neu begründeten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach (Schweiz) die Medizinische Sektion eingerichtet, deren Leiterin die holländische, in der Schweiz ausgebildete Ärztin Ita Wegman (1876 – 1943) war, die Begründerin des ersten Klinisch-Therapeutischen Institutes in Arlesheim. Mit Wegman zusammen verfasste Steiner die bereits erwähnte erste, 1925 publizierte Schrift über Anthroposophische Medizin „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen“ (5).

In dieser Schrift, wie auch an vielen Stellen der medizinischen Vorträge und in anderen Zusammenhängen, wird von Steiner klar darauf hingewiesen, dass die Anthroposophische Medizin nicht in Opposition steht zur regulären naturwissenschaftlichen Medizin, sondern voll auf dieser aufbaut und dabei versucht, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über den Menschen durch geisteswissenschaftliche Erkenntnisse zu erweitern.

Die Erweiterung der Welt- und Menschenerkenntnis sehen wir in der von Rudolf Steiner begründeten Anthroposophie. Sie fügt zu der Erkenntnis des physischen Menschen, die allein durch die naturwissenschaftlichen Methoden der Gegenwart gewonnen werden kann, diejenige vom geistigen Menschen. Sie geht nicht durch ein bloßes Nachdenken von Erkenntnissen des Physischen zu solchen des Geistigen über. Auf diesem Wege sieht man sich doch nur vor mehr oder weniger gut gedachte Hypothesen gestellt, von denen niemand beweisen kann, dass ihnen in der Wirklichkeit etwas entspricht.
Die Anthroposophie bildet, bevor sie über das Geistige Aussagen macht die Methoden aus, die sie berechtigen, solche Aussagen zu machen.

1 Heusser P. Anthroposophie und Wissenschaft. Eine Einführung. Dornach: Verlag am Goetheanum; 2016.

2 Steiner R. Geisteswissenschaft und Medizin. GA 312. 8. Aufl. Basel: Rudolf Steiner Verlag; 2020.

3 van Deventer M. Die anthroposophisch-medizinische Bewegung in den verschiedenen Etappen ihrer Entwicklung. Arlesheim: Natura Verlag; 1992.

4 Kugler W (Hrsg.) Rudolf Steiner und die Gründung der Weleda. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe N. 118/119. Dornach: Rudolf Steiner Nachlassverwaltung; 1997.

5 Steiner R, Wegman I. Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. GA 27. 8. Aufl. Basel: Rudolf Steiner Verlag; 2014.


Neues aus der Forschung

Bibliografie zur klinischen Forschung in der Homöopathie 
Homöopathische Arzneimittel finden in der Humanmedizin und Selbstmedikation eine umfangreiche Anwendung, obgleich ihre Wirksamkeit immer wieder infrage gestellt wird. Eine Arbeitsgruppe um den renommierten Potenzierforscher Prof. Dr. Stephan Baumgartner publizierte jüngst eine Bibliografie zum Stand der klinischen Forschung in der Homöopathie. 636 Studien erfüllten die Einschlusskriterien, wovon 541 einen therapeutischen und 95 einen präventiven Zweck verfolgten und insgesamt 223 medizinische Indikationen dokumentiert wurden. Der Artikel ist frei zugänglich und enthält den Link zur Online-Datenbank mit allen genannten Studien: 
https://doi.org/10.1089/jicm.2022.0523.

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin