Ödeme in der Palliativmedizin

Matthias Girke

Letzte Aktualisierung: 28.02.2019

Ödeme, Anasarka, Ergussflüssigkeit in Körperhöhlen – wie Pleuraergüsse und Aszites – sind beim palliativen Patienten häufig und stellen zum Teil große therapeutische Herausforderungen dar. Ödeme haben unterschiedliche Ursachen. Mechanische Ursachen (Kompression) beziehen sich auf die physische Organisation. Die Störung im Flüssigkeitsorganismus weist auf eine unzureichende Wirksamkeit der Lebensorganisation: Die Flüssigkeit ist im „dritten Raum“ abgelagert und nicht mehr in die Lebensprozesse des Patienten integriert. Sie verteilt sich nun der Schwere folgend in den unterschiedlichen Bereichen des Organismus. Die Empfindungs- und Bewusstseinsorganisation (astralische Organisation) ist ebenfalls an der Ödembildung beteiligt und zieht sich aus ihrer Verbindung mit dem Organismus zurück. So akkumuliert der schlafende Mensch Flüssigkeit und entwickelt physiologischer Weise „Gesichtsödeme“, die mit dem Erwachen wieder schwinden. Entsprechend führt die Hypothyreose nicht nur zu Bewusstseinsveränderungen, sondern auch zur Flüssigkeitsakkumulation bis zum Myxödem. Schließlich ist die Ödementwicklung von der Ich-Organisation moduliert: Das nicht mehr intentional ergriffene paretische Bein des Schlaganfallpatienten neigt zur Ödementwicklung. Diese Wesensglieder verlassen ihre dynamische Aktivität im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Oftmals folgen Stauungsprozesse: Fibrose und weitere Sklerosierungsprozesse können entstehen. Das geistige Wesen und die Empfindungsorganisation des Patienten sind nicht mehr mit der ödematisierten Körperregion verbunden: Der Patient fühlt die gestauten, oftmals kühleren Gliedmaßen als schwer und nicht mehr zu sich gehörig.

Die Therapie der Ödeme braucht entsprechend einen multimodalen Ansatz, der sich neben der diuretischen Therapie auf die Unterstützung der Lebensorganisation, die Anregung der Empfindungsorganisation und auf die Verstärkung der Ich-Wirksamkeit bezieht.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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