Äußere Anwendungen bei Dyspnoe

Britta Wilde, Carola Riehm, Christine Kolbe-Alberdi Vallejo

Letzte Aktualisierung: 27.09.2018

Die Äußeren Anwendungen haben in der Behandlung der Dyspnoe einen hohen Stellenwert mit unmittelbar entlastender Wirksamkeit. Durch die geeignete Applikation und Substanzwahl können sie pulmonale Stauungsprozesse lösen, durch die ätherischen Öle die Sekretion und mukoziliäre Clearance fördern und beruhigend auf Angst und Anspannung wirken. Die menschliche Nähe, pflegerische Zuwendung in den Augenblicken großer Bedrängnis haben eine weitere die Dyspnoe verbessernde Wirksamkeit.

Akute Atemnot, Hyperventilation, Panikattacken

Beidseitiger Unterschenkel-Abstrich

Die Wade hat einen Bezug zur Atmung. Anspannung Angst, Unruhe, die oft im mittleren Menschen erlebt werden, können „nach unten“ abgeleitet werden. Diese Anwendung kann auch über der Kleidung durchgeführt werden.

Durchführung ohne Öl:

  • Knie mit Kissen unterstützen.
  • Großes Handtuch unter die Unterschenkel bis seitlich über die Beine schlagen und über die Füße.
  • Mit abgespreiztem Daumen unterhalb des Knies beginnend, über das Schienbein in Richtung Fuß streichen, bis über die Zehen ins Unendliche streichen.
  • Beide Beine gleichzeitig ausstreichen, bis eine Beruhigung zu erleben ist.

Als Einreibender wird eine freilassende innere Haltung eingenommen. Dies vermittelt eine beruhigende Wirkung.

Durchführung mit Öl:

  • Der Patient liegt in Rückenlage. Die Knie werden mit einem Kissen unterpolstert – entspannte Lagerung für den Patienten.
  • Ein großes Handtuch liegt unter den Unterschenkeln und Füßen und wird über die Schienbeine geschlagen. Der Behandler steht am Fußende in Schrittstellung.
  • Wenig Öl – z. B. Mandel- oder Olivenöl – in eine Hand nehmen und in beiden Handtellern verteilen und anwärmen.
  • Eine Hand streicht entlang der Wade zur Ferse. Die zweite Hand streicht parallel dazu am Schienbein entlang zum Fußgelenk.
  • Die Hand an der Ferse hält eine kurze Zeit die Ferse in der Hand. Anschließend streichen beide Hände weiter bis zu den Zehen.
  • Diesen Abstrich 2 – 3-mal wiederholen. Der Behandler stellt sich dann seitlich zu den Füßen.
  • Der Fuß liegt entspannt im Bett. Eine Hand legt man hüllend auf die Zehen.
  • Die andere Hand macht einen breitflächigen Fußsohlenabstrich mit dem Handballen. Das heißt, die Hand des Einreibers verläuft diagonal zum Fuß des Patienten.
  • Angehörigen kann auch als leicht anzuwendende Maßnahme gezeigt werden, in solch einer Situation beide Fersen des Betroffenen in die Hand zu nehmen und ruhig darin liegen lassen. Selbst ruhig ein- und ausatmen und eine ebenso freilassende Haltung einzunehmen.

Diese Anwendung kann auch mit Pallasit D12 Salbe WELEDA angewendet werden.

Dyspnoe

Ingwer Nierenwickel

Durch den Ingwerwickel entsteht eine starke Wärmeentwicklung im Nierenbereich. Diese wirkt sehr entspannend und atemvertiefend. Gleichzeitig wird die Nierenfunktion angeregt.

Kontraindikationen: Psychosen, Unverträglichkeit gegen Ingwer, Hautverletzungen.

Durchführung:

  • Eine Stoffwindel ausbreiten, in die Mitte ein einlagiges Stück Zellstoff oder ein Blatt Küchenrolle legen. 2 – 3 EL (ca. 30 g) Ingwerpulver auf einer Größe von 20 x 20 cm verteilen. Dann das Zellstoffpapier zuklappen bzw. das Ingwerpulver mit einem zweiten Blatt Küchenrolle bedecken. Aus der Stoffwindel mit dem Ingwer ein Quadrat ca. 20 x 20 cm falten und fest aufrollen. Diese Rolle dann in das Wringtuch (Küchenhandtuch) einwickeln und in eine Schüssel legen.
  • Das Bett mit einer Systemunterlage vor Nässe schützen. Ein langes Wickeltuch 40 x 160 cm unter den Patienten auf Nierenhöhe legen.
  • Den Ingwerwickel mit ca. 70 °C heißem Wasser oder Ackerschachtelhalmtee übergießen. Darauf achten, dass die Enden des Wringtuches trocken bleiben, damit sie zum Auswringen angefasst werden können. Den Wickel so fest wie möglich auswringen, damit sich wenig Verdunstungskälte bilden kann.
  • Die Stoffwindel mit dem Ingwer aus dem Wringtuch holen und auf ein Handtuch, welches ebenfalls auf 20 x 20 cm gefaltet ist, legen.
  • Den Patienten aufsetzen lassen und den Wickel vorsichtig auf die Nierengegend fächelnd anlegen. Der Patient legt sich wieder auf den Rücken und das Wickeltuch wird geschlossen.

Der Wickel sollte ca. 25 Min. angelegt bleiben und der Patient ihn ungestört genießen können. Dann vorsichtig die Stoffwindel mit dem Ingwer und das Handtuch entfernen. Am besten geht es, wenn sich der Patient wieder ein wenig aufsetzt. Das Wickeltuch wieder verschließen und eine Nachruhe von ca. 30 Min. einhalten, da in dieser Zeit die Wirkung der Wärmebildung übergreifend auf den gesamten Körper erlebt werden kann.

Der Wickel führt bei den meisten Patienten zu tiefer Entspannung, die Atmung beruhigt sich. Oftmals kann der Patient einschlafen.
Viele Menschen verspüren jedoch nach dem Wickel eine Kräftigung und Wachheit, deshalb sollte diese äußere Anwendung nicht am Abend gemacht werden.

Akute und chronische Dyspnoe, Nackenverspannungen, Angst

Aconit Nackenwickel

  • mit Aconit Schmerzöl WALA
    wirkt entspannend und angstlösend.

Durchführung:

siehe http://www.pflege-vademecum.de/grundlagen-wickel-und-auflagen.php

Der Wickel sollte mindestens 20 Min. aufgelegt bleiben. Er kann aber auch solange es der Patient wünscht verbleiben, da der Wickel nicht kalt wird.

Kontraindikationen: Unverträglichkeit oder Abneigung gegen Aconitöl.

Der Wickel kann auch in Akutsituationen schnell vorbereitet und angelegt werden. Auch kann der Patient dabei sitzen und muss nicht gelagert werden.  

Anhaltender Hustenreiz, nächtlicher Reizhusten mit Unruhe und seelischer Anspannung

Lavendel-Thorax-Wickel

  • mit Lavendelöl 10 % WALA/WELEDA
    durchwärmend, entspannend, beruhigend, für ängstliche Menschen, Anwendung direkt nach Operationen oder Bronchoskopien.

Durchführung:

siehe http://www.pflege-vademecum.de/grundlagen-wickel-und-auflagen.php

  • mit Thymianöl 5 % WALA
    reiz- und krampflösend, löst zähen, festsitzenden Schleim, entzündungshemmend, antibakteriell.

Der Thymianbrustwickel ist besonders gut geeignet, wenn gerade nachts ein sehr starker Hustenreiz besteht. Es gibt Menschen, die aus diesem Grund Angst haben, sich schlafen zu legen. Häufig leiden Patienten mit Lymphomerkrankungen darunter.

Material:

  • Baumwolltuch
  • Wärmetuch z. B. Stoffwindel oder ähnliches, mit Wolle oder Watte gefüllt
  • Wickeltuch oder T-Shirt zum Fixieren
  • Gefrierbeutel
  • 2 Wärmflaschen
  • ätherisches Öl 10 %

Durchführung:

  • Ein Baumwolltuch mit ätherischem Öl beträufeln und in einen Plastikbeutel legen.
  • Das Wärmetuch und den Plastikbeutel mit dem Öltuch zwischen 2 Wärmflaschen (ca. 70 °C) legen.
  • Mit dem Außentuch umwickeln und ca. 10 Min. durchwärmen lassen.
  • Das Baumwolltuch wieder aus dem Plastikbeutel nehmen und auf den Brustkorb des Patienten legen, darüber kommt das Wärmetuch.
  • Anschließend den Brustkorb mit dem Wickeltuch umhüllen, alternativ kann auch einfach ein T-Shirt oder Nachtwäsche zum Fixieren benutzt werden.

Der Ölwickel sollte mindestens 20 Min. wirken können. Diese Anwendung ist aber auch gut geeignet, um länger aufgelegt zu bleiben – z. B. über Nacht –, da der Wickel nicht auskühlt.

Es ist wichtig, auf warme Füße zu achten. Falls diese vor Beginn der Anwendung mit einer Wärmflasche gewärmt werden, kann der Ölwickel zum Temperieren auch dort hingelegt werden. Es ist jedoch wichtig, dass sich während der Anwendung keine weiteren Wärmequellen am Körper befinden.

Präfinales Rasseln

Quark Brustauflage

Durch Trocknen des Quarks bei der Anwendung werden Flüssigkeiten sanft angesogen. Es kommt zur Entlastung des Gewebes.

Kontraindikationen: Hautschädigungen.

Durchführung:

  • Die beste Wirkung wird mit Magerquark erzielt. Den Magerquark mit einem Messer oder Holzspachtel auf eine auseinandergefaltete Kompresse ca. 3 – 5mm dick streichen und mit einer zweiten Kompresse bedecken. Die Größe der Kompresse richtet sich nach der Thoraxgröße. Im Allgemeinen reicht eine Auflagengröße von ca. 15 x 15 cm.
  • Diese wird dann direkt auf die Haut des vorderen Brustkorbes gelegt und mit einem Tuch (z. B. einer Stoffwindel) fixiert. Die Auflage kann dort mehrere Stunden, aber auch über Nacht verbleiben. Die Wirkung des Quarks entsteht beim Trocknungsprozess.

Der Quark sollte nicht zu kalt sein, ca. 36 °C bis handwarm. Dies kann schnell erreicht werden, wenn die fertige Quarkauflage kurz auf eine Wärmflasche (als Schutz eignet sich ein Plastikbeutel) gelegt wird. Auch darf der Quark nicht über 40 °C erhitzt werden, weil sonst das Milcheiweiß gerinnt.

Die Atmung beruhigt sich meistens schon nach wenigen Minuten.

Dyspnoe bei COPD, Asthma; Emphysem; Pneumonieprophylaxe

Organeinreibung Lunge

Zur Atmungsanregung und -vertiefung, Lösung bei spastischer Atmung.

Auf die Atmung achten – „mitatmen“ – allmählich langsamer werden! Die Lungen-Einreibung gliedert sich in vier Phasen: 1. Rücken-Abstrich 2. Richtungsänderung 3. Abstrich nach vorne 4. In der Luft zurück zum Anfang.

Zur Anwendung kommen:

  • Plantago Bronchialbalsam WALA
    Zusammensetzung: D-Camphora, Cera flava, Drosera e planta tota D3, Eucalypti aetheroleum, Petasites hybridus e radice D1, Plantago lanceolata e foliis D1, Terebinthina laricina, Thymi aetheroleum
  • Lavendelöl z. B. WALA/WELEDA
  • Thymianöl WALA
  • Fichtennadelöl, z. B. Pinus pumilio, Oleum aethereum WALA
  •  Bronchialbalsam WELEDA
    Zusammensetzung: Eucalyptusöl, süßes Fenchelöl, Fichtennadelöl, Pfefferminzöl, Rosmarinöl, Dalmatinisches Salbeiöl, Wacholderöl
    oder
  • Eucalyptusöl WALA

Dyspnoe mit Unruhe, Angst, kardialer Begleitsymptomatik

Herzsalbenauflage

  • mit Aurum/Lavandula comp. WELEDA
    Zusammensetzung: Aurum metallicum praeparatum D4, Lavandulae aetheroleum, Aetheroleum extractum e floribus recentibus Rosae damascenae et centifoliae

Das Gold verbindet die Qualitäten von Licht und Schwere und harmonisiert das seelisch-geistige Erleben. Lavendel wirkt ausgleichend, harmonisierend und entspannend. Das Lavendelöl bewirkt eine sanfte Durchwärmung und der angenehme feine Duft wird als sehr angenehm empfunden und entspannt die Atmung.

Durchführung:

  • Als Substanztuch wird ein doppelt gefaltetes Baumwoll- oder Leinentuch verwendet. Das Tuch wird auf die Größe einer Brustauflage zurechtgeschnitten.
  • Als Wärmepolster eignet sich in einer unsterilen Kompresse eingeschlagene Heilwolle.
  • Das Substanztuch entsprechend darauf mit Pflasterstreifen befestigen.
  • Die Creme dünn auf das Substanztuch auftragen, so dass auf dem Tuch ein glänzender Spiegel zu sehen ist (ähnlich wie bei einem Butterbrot).
  • Die Auflage leicht mit einer Wärmflasche anwärmen oder dem Patienten zusammengefaltet unter die Schulter legen.
  • Sobald die Auflage angewärmt ist, auseinanderfalten und auf den Brustkorb legen.
  • So kann die Auflage mindestens 1 Stunde, aber durchaus auch die ganze Nacht liegen bleiben.

Die Auflage kann mehrfach frisch mit Creme bestrichen werden. Solange das Tuch gut nach Creme riecht (ca. 14 Tage), kann es in einer Plastiktüte (lebensmittelecht) an einem lichtgeschützten Ort aufbewahrt werden.

Literaturempfehlungen

Kaschdailewitsch E, Riehm C. Pflegegesten in der anthroposophischen Pflege von Krebskranken. Der Merkurstab 2017;70(5):406-415.

Layer M. Praxishandbuch Rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka. 2. Aufl. Bern: Verlag Hans Huber; 2014.

Fingado M. Rhythmische Einreibungen. 4. Aufl. Dornach: Verlag am Goetheanum; 2012.

Fingado M. Therapeutische Wickel und Kompressen. 5. Aufl. Dornach: Verlag am Goetheanum; 2012.

Batschko EM. Einführung in die Rhythmischen Einreibungen. 2. Aufl. Frankfurt: Mayer im Info 3 Verlag; 2010.

Hauschka M. Rhythmische Massage. Bad Boll: Margarethe Hauschka Schule; 1996.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin