Maltherapie und Plastizieren bei Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen

Cristina Mösch de Carvalho, Georg Hegglin, Andrea Ritter, Juliane Staguhn, Heike Stenz

Letzte Aktualisierung: 11.09.2018

Inappetenz

Therapieziele sind das Anregen von Geruchs- und Geschmackssinn, vom Sinneserlebnis ins Empfinden zu kommen, die stagnierenden Lebens- und Bewegungsprozesse im Verdauungsbereich durch ein lebendiges, bewegliches Vorstellungsvermögen zu unterstützen. Hier eignen sich Malübungen, die das Träumen und Phantasieren erlauben oder Themen und Maltechniken, die das heilsame Gleichgewicht zwischen dem Tages- und Nachtbewusstsein anstreben, d. h. zwischen Abbau und Aufbau harmonisieren. Beispiele:

  • Sich malerisch auf verschiedenste Weise mit der Farbe Orange auseinandersetzen.
    Die Farbe Orange regt den Stoffwechsel und den Geschmackssinn an, sie fördert die gesunde Balance zwischen eigenem Antrieb und freudiger Hingabe an die Sinneswahrnehmung, zwischen Wachen und Schlafen, z. B. in Kombination mit Blautönen.
  • Plastische Metamorphosenreihen mit dem Ziel, den Patienten ins Träumerische zu führen.
    Die Unterschiede zwischen festen, flüssigen, luftförmigen und wärmehaften Zustandsformen wahrnehmen und sie entsprechend differenziert gestalten. Dabei ist der Umsetzungsprozess wichtiger als das Ergebnis.
  • Aufbau von quellenden Knospenformen, welche das Stoffwechselgeschehen anregen.

Übelkeit

Therapieziel ist, die bei einer Übelkeit auch gestörte Orientierung im Raum zu verbessern (siehe auch Kapitel „Gestörte Verankerung von Empfindungsorganisation und Ich-Organisation im Stoffwechsel“).

  • Um im Raum besser zurechtzukommen, eignen sich 
    malerisch „würfelartige“ Kompositionen in Aquarell-Lasurtechnik.
    Die Lasurtechnik, angewendet in sich wiederholenden Formen und Variationen, unterstützt das Erleben von Rhythmen im Menschen und von Beziehungen zwischen Detail und dem Ganzen. Das ist besonders bei Reizdarmbeschwerden und den damit verbundenen seelischen Anspannungen, aber auch bei Übelkeit eine geeignete Gegenmaßnahme und wirkt entschleunigend auf das exzitierte Seelenleben. Das Bewusstsein wird auf diese Weise gezielt auf die Umgebung gelenkt. Der Patient wird motiviert, sich den festen Gegenständen gegenüberzustellen und diese zu beobachten.
  • Zeichnen von Naturgegenständen kann ebenfalls hilfreich sein.
  • Mit Farben kann gezielt gearbeitet werden, indem man beispielsweise durch langsames Mischen von Rot, Gelb und Blau auf dem Papier ein zartes Grau entstehen lässt.
    Diese Tätigkeit wirkt harmonisierend auf das Seelenleben zurück.
  • Im Plastizieren einen Würfel aus Ton in geeigneter Technik erstellen.
    Das wirkt zentrierend, die Klarheit der Form „oben-unten-hinten-vorne-rechts-links“ unterstützt die Orientierung im Raum. Der Bezug zur Tonerde und die der Übung innewohnende Formkraft fördern die Stabilität. Diese Qualitäten können bei Übelkeit, aber auch bei Schwindel helfen.

Erbrechen

Therapeutisches Ziel ist ein Zentrieren des Ich im Körper durch eine Geste, die von oben nach unten die Parallele betont (siehe Übungen unten). Dies ermöglicht über den Bezug zum „Gegenüber“ wiederum einen Bezug zu sich selbst. Der Dialog zwischen Selbst und der Außenwelt wird verobjektiviert. Die Naturbeobachtung lenkt von der Symptomatik ab und kann beruhigend wirken.

  • Im Malerischen eher blaue Farben in Lasurtechnik verwenden.
    Auf gelbe, orange oder braune Farbtöne soll hier verzichtet werden. Durch dünnes Lasieren frischer Farben kann das Durchatmen gefördert werden. Thematisch eignen sich z. B. Landschaften im Tages- oder Jahreslauf, wodurch der Patient rhythmische Prozesse in der äusseren Natur nachempfinden kann.
  • Zeichnen von Pflanzen nach der Natur.
    Der Patient sollte Parallelen beobachten und sie in Linien oder Flächen festhalten, wobei er angehalten wird, von oben nach unten zu zeichnen. 
  • Im Plastizieren hat sich der Aufbau einer Tonwand oder ein liegendes Rechteck in Sagittalebene bewährt, die in kleinen Stücken aufeinandergedrückt werden.
    Dadurch wird der Kontakt bodenwärts gefördert, indem eines mit dem anderen durch Druck verbunden wird. Stabilität, Grenze, Aufbau, Richtung, Weg und Links-Rechts-Bezug können erlebt werden.

Neues aus der Forschung

Fallserie: Topische Anwendung von Viscum Album-Extrakt bei Keratinozyten-Karzinomen zeigt Remissionen 
In einer retrospektiven Fallserie wurden die Sicherheit und klinischen Auswirkungen einer topischen Anwendung von 10%igem lipophilen Viscum Album-Extrakt (VALE) bei einzelnen Fällen von kutanem Plattenepithelkarzinom (kPEK), Basalzellkarzinom (BCC) und aktinischer Keratose untersucht. Die Studienpopulation bestand aus 55 Patienten mit 74 Hautläsionen. Risikofaktoren, Begleittherapien und -erkrankungen, unerwünschte Nebenwirkungen des VALE sowie weitere relevante Informationen wurden dokumentiert. Im Ergebnis betrug die klinische Ansprechrate 78% für kPEK, 70% für BCC und 71% für AK. Die Komplettremissionsraten lagen für einzelne Läsionen bei 56% für kPEK, 35% für BCC und 15% für AK. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass VALE ein sicheres und verträgliches Extrakt ist, bei dessen Anwendung vollständige und partielle Remissionen der Keratinozytenkarzinome beobachtet werden konnten. Der Artikel ist in Complementary Medicine Research veröffentlicht: 
https://doi.org/10.1159/000537979.

 

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