Arzneitherapie bei Dyspnoe

Philipp von Trott, Johannes Rosenbruch

Letzte Aktualisierung: 11.06.2019

Die Arzneitherapie der Dyspnoe orientiert sich an der zugrundeliegenden Krankheitsmanifestation, der vom Patienten erlebten Symptomatik, der begleitenden Angst und schließlich der Verstärkung der Selbstwirksamkeit. Neben einer rein symptomatischen Therapie sollten die optimale Behandlung der Grundkrankheit und eine Abklärung potentiell reversibler Ursachen erfolgen. Dies sollte in enger Abstimmung mit der jeweiligen Fachkompetenz – Onkologie, Pneumologie, Strahlentherapie – geschehen.

In Abhängigkeit von der Ursache kommen zusätzlich interventionelle Verfahren – Pleurapunktion, Pleurodese, bei Perikarderguss die Perikardese, bronchoskopische Interventionen, strahlentherapeutische Therapiekonzepte, Sauerstoffgabe oder die (non-)invasive Beatmung – in Betracht.

Gängige Arzneimittel zur Behandlung der Dyspnoe, wie z. B. Opiate, sind wirksam, jedoch kann aufgrund von Nebenwirkungen, wie z. B. Übelkeit, Obstipation, Sedation, ihr Einsatz begrenzt sein. Anthroposophika können als initiale Behandlung bei Luftnot eingesetzt werden bzw. als ergänzende Komedikation zu einer Verringerung der Opiatdosis beitragen.

  • Basistherapie:
    Carbo Betulae D6 – D20 Amp. WELEDA, 1 Amp. s.c., bei Bedarf wiederholen (gilt für alle genannten Potenzierungen)
    Wirkungseintritt: Nach 1 – 3 Injektionen ruhigeres Atmen, Besserung von Angst und Dyspnoe.

  • Bei Unruhe und Angst:
    Bryophyllum 50 % Trit. WELEDA, 3 x tgl. 0,5 TL
    Bryophyllum D5/Conchae D7 aa 10 ml Amp. WELEDA, bei Bedarf bis mehrmals täglich i.v.

  • Dyspnoe bei Pneumonie/entzündlichen Infiltraten:
    Pulmo/Vivianit comp. Amp. WALA, 1 x tgl. 1 Amp. i.v. oder s.c. zwischen die Schulterblätter
    Zusammensetzung: Bryonia cretica D5, Pulmo bovis Gl D16, Tartarus stibiatus D7, Vivianit D7.
    Wirkungseintritt: innerhalb weniger Tage Besserung der Dyspnoe 
    Therapiedauer: 1 Woche
    Begleitmedikation:
    Pneumodoron® 1 Dil. WELEDA, 3 x tgl. 20 Tr.
    Zusammensetzung: Aconitum napellus D2, Bryonia D2.
    Pneumodoron® 2 Dil. WELEDA, 3 x tgl. 20 Tr.
    Zusammensetzung: Phosphorus D4, Tartarus stibiatus D2.

  • Verlängertes Exspirium/Bronchospastik/Obstruktion:
    Cuprum aceticum comp. Amp. WALA, 1 – 2 x tgl. Amp. s.c. morgens und ggf. abends zwischen die Schulterblätter
    Zusammensetzung: Cuprum aceticum D5, Nicotiana tabacum e foliis D9, Renes bovis Gl D5.
    Wirkungseintritt: am selben Tag
    Bemerkung: auch bei trockenem Reizhusten (Cuprum aceticum D4 Dil. WELEDA, 3 x tgl. 20 Tr.)

  • Mukopurulente obstruktive Bronchitis mit schlecht löslichem Sekret:
    Tartarus stibiatus D6, D4 Trit. WELEDA, 3 x tgl. 1 Msp.
    Camphora D3, D6 Dil. Rezepturpräparat (z. B. Apotheke an der Weleda), 3 x tgl. 20 Tr.
    Oleum camphoratum comp. Amp. WALA Amp., 1 x tgl. morgens i.m./s.c.
    Zusammensetzung: D-Camphora, Eucalypti aetheroleum, Pini aetheroleum, Terebinthinae aetheroleum rectificatum.

  • Dyspnoe bei pulmonalvenöser Stauung, die diuretische Medikation ergänzend:
    Carbo Betulae D8/Crataegus D2 aa Amp. WELEDA, s.c.

  • Lymphangiosis carcinomatosa:
    Inhalationen mit Helleborus D4 Amp. WALA
    Ferrum rosatum/Graphites Dil. WELEDA, 3 x tgl. 20 Tr.
    Zusammensetzung: Ferrum rosatum D2, Ferrum sidereum D1.
    Prednisolon zur symptomatischen Therapie

  • Anhaltender Hustenreiz:
    Plexus pulmonalis D15 Amp. WALA, s.l. oder s.c.

  • Patient mit bestehender Opioidtherapie:
    Basis belassen, ggf. erhöhen + 1/6 der Tagesdosis als schnell wirksame Form: ca. alle 4 Stunden (z. B. Tropfen) oder s.c./i.v. als Kurzinfusion (bei Bedarf max. alle 30 Min.). Es ist eine Titration der notwendigen Dosis erforderlich.

  • Opioidnaiver Patient:
    Nach Möglichkeit sollte zur Erhaltung der Patientenautonomie die orale Arzneimittelgabe bevorzugt werden. Es ist eine Titration mit Morphin Lsg. 2 %, bei nicht onkologischen Patienten 1 – 2 Tropfen = 1,25 – 2,5 mg, bei onkologischen Patienten 2 – 4 Tropfen = 2,5 – 5 mg per os alle 4 Stunden (bei Bedarf erneute Gabe nach 30 Min. möglich) nötig.
    Zusätzlich muss bei opioidnaiven Patienten bei dauerhafter Opioidgabe an eine Obstipationsprophylaxe gedacht werden. Hier haben sich bitterstoffhaltige Arzneimittel bewährt, wie beispielsweise
    Gentiana 5% Dil. WALA oder
    Chelidonium WALA/WELEDA.

    Sollte eine orale Gabe nicht/nicht mehr möglich sein wird eine Titration mit Morphin 1 mg s.c./i.v. als Kurzinfusion alle 4 Stunden (bei Bedarf erneute Gabe nach 30 Min. möglich) begonnen. Eine Umstellung auf eine kontinuierliche Gabe über eine Pumpe ist anzustreben. Alternativ kann auch eine transdermale Applikation erfolgen (z. B. Fentanyl, Buprenorphin). Bei Niereninsuffizienz sollte ab Morphin 1,5 mg s.c./i.v. (Kumulativdosis) eine Opioidrotation auf Hydromorphon 0,5 mg s.c./i.v. als Kurzinfusion durchgeführt werden.

    Opioide sollten zusammen appliziert werden mit
    Aurum metallicum praeparatum D10 Amp. WELEDA.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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