Heileurythmie bei Singultus

Erdmuthe Worel, Heileurythmie-Team der Klinik Arlesheim, Andreas Worel

Letzte Aktualisierung: 04.07.2019

Beim Singultus gilt es, der Ich-Organisation und dem Empfindungsleib (Astralleib) wieder den „Boden unter den Füßen“ zu erschließen und Zeit- und Raumerleben des in der zusammenziehenden Geste der unwillkürlichen Zwerchfellkontraktionen gefangenen Patienten wieder zu weiten.

Therapeutische Empfehlungen

  • „Boden-O“-Übung
    Es ist eine Übung, die von zwei Menschen gemeinsam ausgeführt wird und dadurch die Befangenheit des Bewusstseins durch die eigene Leiblichkeit überwindet. Die Originalanleitung ist in dem Buch „Heileurythmie“ von Rudolf Steiner nachzulesen (1, S. 72). Hinzu kommt das Element von Beschleunigung und Entschleunigung.

  • Bei bettlägerigen Patienten: I und S
    Sollte die Boden-O-Übung nicht möglich sein, weil der Patient bettlägerig ist, sind Laute wie I und ein ,gebieterisches‘ S in der Peripherie, evtl. auch nur mit einzelnen Fingern oder Zehen, sehr hilfreich.

  • M und L
    Weiterhin kann M mit den Füßen in der Gegenbewegung, mit einem ein leisen L aus der Peripherie, zusammengebracht werden.

  • Bei Erschöpfung durch Singultus: L – M – S – U
    Wenn der Singultus schon zur Erschöpfung geführt hat, können die Füße mit L – M – S – U passiv bewegt werden. Wenn der Patient nur sitzen kann, kann man auch das S mit den Füßen auf den Boden zeichnen lassen.

  • Auch mit der Übung „Sympathie – Antipathie“
    kann es der Ich-Organisation gelingen, den Astralleib wieder zu beherrschen und die Beweglichkeit des Brustkorbes sowie des Zwerchfells aus der Verkrampfung zu lösen.

Literaturverzeichnis

  1. Steiner R. Heileurythmie. GA 315. Lecture of April 16, 1921. 5th ed. Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 2003. English translation: Steiner R. Eurythmy therapy. London: Rudolf Steiner Press; 2009.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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