Rhythmische Massage bei Dyspnoe

Conrad Lorenz

Letzte Aktualisierung: 04.04.2019

Die Dyspnoe zählt zu den besonders häufig auftretenden Beschwerden des palliativen Patienten. Sie führt oft zu Angstzustände bis hin zur Panik (Todesangst), die umgekehrt die Dyspnoe wiederum verstärken. Dyspnoe ist mit abbauenden Stoffwechselprozessen verbunden. Die Patienten fühlen sich besonders bei chronischer Dyspnoe oftmals geschwächt und erleben Erschöpfung als Ausdruck der reduzierten Vitalität. Der Therapieansatz in der Rhythmischen Massage orientiert sich nicht allein an den pathophysiologischen Ursachen, sondern am Empfinden des Betroffenen (1, 2), an der Stärkung seiner Lebensorganisation (3) und arbeitet unter Einbeziehung seines Umfeldes, der An- und Zugehörigen.

Grundelemente der Behandlung

  • Zum allgemeinen Spannungsabbau und zur Atemvertiefung:
    Detonisierung des Oberbauchgebietes 
    Evtl. Vorbehandlung an den Füßen; einleitende Behandlung der Bauch- und schließlich Thoraxregion. Dabei steht die Behandlung etwas ober- und unterhalb des Rippenbogens, mit großen, lockernden Walkgriffen, die allmählich kleiner und intensiver werden, im Vordergrund.

  • Zur Atemvertiefung:
    Atmendes Walken der Oberschenkel 
    Im Anschluss an die Bauchbehandlung bieten sich die atemvertiefenden Oberschenkel-Walkungen an, die auch für sich allein genommen dem Patienten Entlastung schaffen können. 

  • Zur Verbesserung der Ventilation und zum Abbau von Spannungen im Bereich der Atemhilfsmuskulatur: 
    Schulterkäppchen 
    Mit saugenden und weitenden Gesten schaffen diese eine Ventilationsverbesserung. Von dort kann dann der laterale Nacken-Schulter- und Brustbereich in eine Behandlung zur Lösung von Spannungen im Bereich der oberen Atemhilfsmuskulatur eingeschaltet werden.

  • Zur Schmerzlinderung und Spannungsabbau im Thoraxbereich: 
    Ableitende Oberarm-Massagen und zusammenfassende Rückenmassagen 
    vervollständigen die Behandlung, wobei alle Griffe warm, tief und von saugendem Charakter sein sollten.

  • Zur Vermittlung von Ruhe und Entspannung: 
    Großer Sympathikus-Abstrich 
    Diese stark ableitende Geste über die gesamte Vorderseite des Oberkörpers wirkt erleichternd und beruhigend. Sie erfolgt nach einer ausreichenden Vorbehandlung. Dabei kann ggf. die Ausatmungsphase etwas betonter geführt werden.

  • Zur allgemeinen Unterstützung der Atmungsfunktion: 
    Durcharbeitung des gesamten Brustkorbes vorn und hinten, 
    die Durchführung von Ausatmungsabstrichen, eventuell mit Vibration auf beiden Seiten, von hinten oben nach vorne unten, wobei der untere Teil des Brustkorbes in der Ausatemphase zudem leicht komprimiert werden sollte, um die Ausatmung zu unterstützen. 

  • Zur allgemeinen Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems:
    Hierzu werden sorgsam ausgeführte, kräftig impulsierende 
    Wadengriffe, eventuell auch Fußgriffe, 
    in die Behandlung aufgenommen. Selbst im Anfall können diese Griffe für sich allein schon Erleichterung bringen.

Ergänzende Massagen

In diese beispielhaften Grundelemente können immer wieder Wadenmassagen, aber auch ganze Beinmassagen zur Ableitung in die Peripherie, integriert werden. Bei positiver Reaktion des Patienten kann auch das Hüftgebiet, einschließlich der Kreuzbeinregion mit tiefen Knetungen behandelt werden, wozu auch ganze Bauchmassagen mit besonderer Ausarbeitung des tiefen Querwalkens und der Bearbeitung des M. quadratus lumborum gehören.

Geeignete Substanzen sind: 
bei Verhärtungen und Verdichtungstendenzen: Torföl mit Formica D3 WANDIL 
zur Unterstützung der Lunge: Torföl mit Isländisch Moos und Thymian WANDIL
bei kardialer Dyspnoe: Weißdorn oder Gold, z. B. Gold Massage-Öl LICHTERDE

Ebenfalls bieten sich an: 
Kupfer-Lavendel Massage-Öl LICHTERDE 
morgens Rosmarinöl, z. B. Rosmarinus, Oleum aethereum 10 % WALA 
als Wärmeanwendung Ingweröl, z. B. Ingwer Massage-Öl LICHTERDE

Behandlungselemente bei Lymphoedem 

Alle Behandlungen müssen schonend und nicht strömend, sondern mehr lokal ansaugend durchgeführt werden.

  • Zur Entstauung des Thoraxgebietes: 
    Ableitende Behandlung in den Rücken 
    mit einer Griffqualität, die die plastischen Kräfte des ätherischen Leibes anregen soll.

Geeignete Substanzen sind: 
Torföl mit Archangelika WANDIL bei Lymphstauungen oder 
Torföl mit Isländisch Moos und Thymian WANDIL bei Schwäche.

  • Zur Belebung isolierter Körpergebiete: 
    Die Peripherie um die betroffenen Quadranten sind stark ansaugend zu beleben. Entlang der Muskelränder sowie der vorderen und hinteren Achselfalte sind die Lymphströme auf den Rumpf überzuleiten. Neben der belebenden Fingerspitzenarbeit spielen die lemniskatische Verbindung von Arm und Rumpf eine wichtige Rolle. Rücksicht ist grundsätzlich auf den aktuellen Wundstatus im Operationsgebiet zu nehmen. Der Gebrauch von Substanzen ist daraufhin entsprechend anzupassen.

Geeignete Substanzen sind: 
Torföl mit Archangelika WANDIL oder 
Torföl mit Mistel WANDIL

  • Zur Anregung der Ausscheidung: 
    Niereneinreibung

Geeignete Substanzen sind: 
Silberöl, z. B. Argentum Massage-Öl LICHTERDE; die Ausscheidungsfunktion fördernd 
Kupferöl, z. B. Kupfer Massage-Öl LICHTERDE; lösend, wärmend und allgemein unterstützend oder 
Brennnesselöl, z. B. Brennessel Massage-Öl LICHTERDE

  • Zur Schmerzlinderung: 
    Entsprechend der Schmerzäußerung des Patienten sind vielfältige Behandlungsansätze denkbar. 
    Allgemein sind Gesten geeignet, die über einen wärmenden und hüllenden Charakter verfügen.

Geeignete Substanzen sind: 
Solum Öl WALA 
Oxalisöl, z. B. Oxalis e planta tota W 10 %, Oleum WALA 
Aconitöl, z. B. Aconitum e tubere W 5 %, Oleum WALA 
Lavendelöl, z. B. Lavendelöl 10 % WELEDA 
Arnikaöl, z. B. Arnica, Flos H 10 % WELEDA 
Rosmarinöl, Rosmarinus, Oleum aethereum 10 % WALA 
Melissenöl, z. B. Melissa ex herba W 5 %, Oleum WALA etc.

Behandlungselemente bei Dyspnoe und Angst

  • Wenn die Angst mit muskulärer Anspannung im Nacken einhergeht, wird die 
    Nacken-Ableitung 
    am sitzenden Patienten durchgeführt. Hinter dieser Form der „Ableitung“ verbirgt sich ein eigenständiges und umfangreiches Behandlungsschema, welches den individuellen Gegebenheiten jeweils anzupassen ist. Nach erfolgter Vorbehandlung können intensive Ableitungen („Asthma-Griff“) viel zu einer Erleichterung des Patienten beitragen.

Geeignete Substanzen sind: 
Aconit Schmerzöl WALA 
Solum Öl WALA, entkrampfend 
Zusammensetzung: Aesculus hippocastanum e semine, Equisetum arvense ex herba, Lavandulae aetheroleum, Solum oliginosum
oder 
Torföl mit Johanniskrautblüte und Bernstein WANDIL, stimmungsaufhellend oder 
Torföl mit Isländisch Moos und Thymian WANDIL, bei schwächlicher Konstitution

  • Bei Angst mit abdomineller Symptomatik: 
    Solar-Plexus-Abstrich 
    Dieser wird über dem Plexus solaris ausgeführt und führt dabei zur Lösung von Spannungen im Zwerchfell- sowie Magen- und Darmbereich.

Geeignete Substanzen sind: 
Gold-Rose-Lavendel Massage-Öl LICHTERDE 
Torföl mit Sauerklee (Oxalis) WANDIL

Hinweise zur Therapie mit Rhythmischer Massage

Ist der Zustand des Patienten so geschwächt, dass sein Körper auf eine therapeutische Behandlung mittels Rhythmischer Massage nicht adäquat zu reagieren scheint („Therapiekrise“), können sich die sanft-hüllenden Rhythmischen Einreibungen als sinnvoll erweisen.

Hat sich der Zustand des Betroffenen wieder stabilisiert, sollte bald zu Rhythmischen Massagen mit ihren vielfältigen Griffqualitäten übergegangen werden. Immer sind ergänzend Wickel und Auflagen hilfreich und unterstützen die Wirkung der Behandlung.

Das subjektive Empfinden des Betroffenen ist für den Therapeuten das Entscheidende. Auch die Behandlungsdauer orientiert sich daran und kann sehr unterschiedlich sein, von einigen wenigen Minuten für eine Rhythmische Einreibung, bis zu Behandlungen von 15 – 20 Minuten bei der Ausführung einer Rhythmischen Massage.

Die Nachruhe im Anschluss an die Therapie ist ein ebenso wichtiges Element wie diese selbst und muss in die Gesamtdauer einbezogen werden. Das Verhältnis von Nachruhe- und Massagezeit sollte mindestens 1:1 betragen.

Literaturverzeichnis

  1. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Leitlinien der DGP Sektion Pflege: Atemnot in der letzten Lebensphase. Verfügbar unter: https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/pdf/Leitlinie_Atemnot_end.pdf (27.09.2018)
  2. Graf G. Dyspnoe. In: Knipping C (Hrsg.) Lehrbuch Palliative Care. 2. durchgesehene und korr. Aufl. Bern: Verlag Hans Huber; 2007, S. 325.
  3. Weidtke A. Rhythmische Massage nach Ita Wegman in der Onkologie. Der Merkurstab 2009;62(4):344-351.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin