Heileurythmie bei Dyspnoe

Ingrid Hermansen, Barbara Trapp

Letzte Aktualisierung: 11.10.2018

In der ersten Begegnung wird der Therapeut eine offene und freie Haltung annehmen und mit einfachen, einfühlsamen Fragen zum Befinden des Patienten den Seelenraum eröffnen. Körperliche Berührung, wie das Streichen der Hand, kann beruhigend wirken. Teilweise helfen auch Erklärungen, z. B. dass Atemnot auch erlebt werden kann, obgleich genügend Sauerstoff vorhanden ist oder auch, dass die Atmung durch Bewegungen des ganzen Organismus verstärkt wird und dadurch mehr „Atemorte“ im Körper belebt werden können. Atmung ist mehr als die Lungenatmung. Sie durchzieht in der Gewebeatmung den gesamten Organismus und führt zu Atmungsprozessen in jeder Zelle. Atmung ist mit dem gesamten Menschen verbunden, steht mit seinen Lebensprozessen in Beziehung und verbindet sich mit Seele und Geist. Entsprechend können die beseelten Bewegungen der Heileurythmie die astralische Organisation aus ihrer Anspannung und erlebten Atemnot befreien, die ätherische Organisation stärken und eine heilende Wirksamkeit auf den Körper entfalten.

Grundübungen zur Anregung der Atmung

  • M und L
    Erfahrungsgemäß ist es gut, nicht am Ort der Beeinträchtigung zu beginnen, sondern Thorax fern. Die Laute L und M können zunächst mit den Füßen ausgeführt werden. Sie wirken entspannend und nach einigem Üben vertieft sich die Atmung. Hierbei immer wieder lange Pausen lassen, um den Patienten auf keinen Fall in Anstrengung zu bringen.
    Ist eine erste Atemvertiefung erreicht, kann der Patient ggf. auch das M mit den Beinen gestalten, d. h. die Beine gegenläufig über die Matratze hin und her bewegen: Ein Bein ist unten, das andere auf der Matratze aufgestellt. Geht das aufgestellte Bein langsam wie durch warmen Sand nach unten, dann geht das liegende langsam über die Matratze nach oben. Auch dies immer nur kurz, um nicht in eine zu große Anstrengung zu kommen. Dabei intensiv M sprechen. Dieser Klang und die Bewegung wirken oft unmittelbar beruhigend und atemvertiefend. L verstärkt die Lebensprozesse der Atmung, M harmonisiert die Atmung, führt in die Mitte, schafft den im Gleichgewicht seiner Kräfte befindlichen Menschen.

  • Ballen und Lösen 
    Das Schließen (Ballen) und wiederum Lösen der Hände wird sanft ausgeführt. Die Übung wirkt lösend und beruhigend auf die Atmung.

  • Vokalisierende Heileurythmie
    Die Bezeichnungen Inspiration und Exspiration weisen auf die geistige Ebene der Atmung, die über den physischen Gasaustausch und die durch die Atmung unterhaltenen Lebensprozesse hinausweist. Mit der Einatmung verbindet sich das seelisch-geistige Wesen mit dem Leib, mit der Ausatmung löst es sich wiederum. Der erste Atemzug und die letzte Ausatmung im Lebenslauf des Menschen sind die großen Urbilder für die kleinen Abbilder der Inspiration und Exspiration im zyklischen Atmungsprozess. Mit den Vokalen
  • A – E – I
    ist die Einatmung verbunden, mit den Vokalen
  • I – O – U
    umgekehrt die Ausatmung.

Die Lautübungen können in eine rhythmische Abfolge gebracht werden (Jambus, Trochäus, Hexameter, Anapäst). Dadurch bekommen sie eine zusätzliche heilende Wirksamkeit für das Rhythmische System.

Die heileurythmischen Übungen können auch in sehr kleinen Bewegungen ausgeführt werden, so dass sie auch von geschwächten Patienten ausgeführt werden können. Ggf. kann eine Unterstützung durch den Therapeuten erfolgen.

Neues aus der Forschung

Neues Peer-Review-Instrument für Eurythmietherapie validiert 
Eurythmietherapie (ET) ist eine anthroposophische Bewegungstherapie. In einer Validierungsstudie wurde das neue Peer-review-Instrument "Anthroposophic Artistic Movement Assessment for Eurythmy Therapy (AART-ASSESS-EuMove)" geprüft. Im statistischen Test bildeten Items mit ausreichender Interrater-Reliabilität die folgenden Subskalen: Achtsamkeit in der Bewegung, Motorik und Gehmuster. Der AART-ASSESS-EuMove zeigte eine ausreichende interne Konsistenz und korrelierte mit dem vom Patienten berichteten Ergebnis. Das neue Instrument erweitert die methodischen Möglichkeiten der Fragebogenvalidierung und trägt zum Verständnis der ET bei. Der Artikel ist frei zugänglich publiziert unter:  
https://doi.org/10.1016/j.ctim.2023.102957.

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin