Arzneitherapie bei abdominalen Schmerzen

Marion Debus

Letzte Aktualisierung: 21.05.2019

  • Bei mechanischem Subileus (ohne chirurgische Interventionsmöglichkeit) mit Hyperperistaltik und Darmspasmen vor dem Passagehindernis, z. B. bei Peritonealkarzinose:
    Nux vomica/Nicotiana comp. Globuli velati WALA, 1 Amp. s. c.
    ggf. zusammen mit
    Oxalis Folium Rh D3 Amp. WELEDA
    Ratio Nicotiana comp.: Nicotiana, das sein giftiges Alkaloid im dominierenden Blattbereich verbirgt, hat einen Bezug zu den ätherischen Aufbaukräften und wirkt dabei ebenso wie Chamomilla recutita e radice D2 krampflösend und dadurch schmerzlindernd. Der aus seinem zu starken Eingreifen gelöste Astralleib kann durch das ebenfalls enthaltene Carbo betulae D19 sowie Renes bovis Gl D6 wieder in gesunde Verhältnisse gebracht werden.
    Ratio Oxalis Folium: Der Sauerklee ist in seinem Blattbereich, wo normalerweise vegetativer Aufbau herrscht, ungewöhnlich empfindlich für Berührung und Licht. Greift das Seelische zu stark verkrampfend ein, sei es durch physische Hindernisse oder seelisches Trauma, kann Oxalis dieses lösen und in gesunder Weise wieder in die unbewussten vegetativen Aufbauprozesse überführen.

  • Bei akutem, starken Dauerschmerz oder Kolikschmerz im Bereich der Hohlorgane, z. B. bei voroperiertem Bauch mit abdominellen Verwachsungen:
    Oxalis comp. Amp. WELEDA 1 – 2 Amp. s. c., ggf. mehrmals tgl.
    Ratio: Die krampflösende Wirkung von Oxalis wird hier u.a. durch Belladonna D3 und Chamomilla recutita Radix D3 unterstützt.

  • Bei akuten krampfartigen Oberbauchschmerzen:
    Nicotiana comp. Globuli velati WALA 1 Amp. s. c.
    ggf. in Kombination mit
    Belladonna Rh D6 Amp. WELEDA
    oder
    Ammi visnaga comp. Suppositorien WALA  1 – 3 x tgl.

  • Bei krampfartigen Kolikschmerzen im Bereich der Hohlorgane (z. B. Gallenblase, Darm, Harnleiter) mit Besserung durch Druck, Liegen, Zusammenkrümmen, Wärme, besonders bei Durchfallneigung:
    Colocynthis D4, D6 Amp. WALA 1 Amp. s. c.  

  • Bei Oberbauchkrämpfen, Blähungen, Aufstoßen, Oberbauchdruck:
    Chamomilla Cupro culta, Radix Rh D2 Amp. WELEDA 1 Amp. s. c. oder bei Bedarf 1 Amp. s. c.
    oder
    Chamomilla Cupro culta, Radix D2 Dilution WELEDA 1 Amp. s. c. bzw. 1 – 3 x tgl. 10 – 15 Tr. 

  • Bei Schmerzen mit Plexusinfiltration durch Oberbauchtumoren:
    Plexus coeliacus Gl D15 Amp. WALA 3 x wöch. bis 1 x tgl. 1 Amp. s. c. oder per os 

  • Bei Leberkapselspannungsschmerz:
    Bryonia/Stannum Amp. WALA 1 Amp. s. c. rechter Oberbauch 
    Ratio: Bryonia (Zaunrübe) hat sich bewährt bei allen entzündungsbedingten, bewegungs- und berührungsabhängigen Schmerzen der serösen Häute, z. B. Pleura, Perikard, Meningen, Synovia der Gelenke. In diesem Kontext ist der Spannungsschmerz der ebenfalls stark innervierten Leberkapsel im Rahmen einer Metastasenleber zu sehen. Stannum (Zinn) hat als Metall eine besondere Beziehung sowohl zum Flüssigen (flüssig zwischen 232 und 2602°C) als auch zum Kristallinen (Mikrokristalle im Metall) und kann das elastische Gleichgewicht zwischen Verflüssigung und Verfestigung im Organismus unterstützen.

Literaturempfehlungen

Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland/GAÄD, Medizinische Sektion am Goetheanum (Hg.) Vademecum Anthroposophische Arzneimittel. 4. Aufl. München 2017. Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland/GAÄD, Medizinische Sektion am Goetheanum (Hg.). Vademecum Anthroposophische Arzneimittel. 4. Aufl. München 2017. www.vademecum.org

Neues aus der Forschung

Neues Peer-Review-Instrument für Eurythmietherapie validiert 
Eurythmietherapie (ET) ist eine anthroposophische Bewegungstherapie. In einer Validierungsstudie wurde das neue Peer-review-Instrument "Anthroposophic Artistic Movement Assessment for Eurythmy Therapy (AART-ASSESS-EuMove)" geprüft. Im statistischen Test bildeten Items mit ausreichender Interrater-Reliabilität die folgenden Subskalen: Achtsamkeit in der Bewegung, Motorik und Gehmuster. Der AART-ASSESS-EuMove zeigte eine ausreichende interne Konsistenz und korrelierte mit dem vom Patienten berichteten Ergebnis. Das neue Instrument erweitert die methodischen Möglichkeiten der Fragebogenvalidierung und trägt zum Verständnis der ET bei. Der Artikel ist frei zugänglich publiziert unter:  
https://doi.org/10.1016/j.ctim.2023.102957.

Weiterführende Informationen zur Anthroposophischen Medizin