Rhythmische Massage bei Cancer Related Fatigue

Fausto Nuzzo

Letzte Aktualisierung: 25.08.2020

In der Einführung zum Cancer Fatigue Syndrom (CFS) (siehe https://www.anthromedics.org/PRA-0727-DE) wurde dargestellt, wie sich der Symptomkomplex auf allen Ebenen der menschlichen Organisation manifestiert. Menschenkundlich betrachtet, wurde das CFS als ein unzureichendes bzw. nicht geordnetes Eingreifen der oberen Wesensglieder (Empfindungs- und Ich-Organisation) in die physische Organisation und als eine Erschöpfung der ätherischen Organisation erfasst (1). Eine regulative Störung in der „zentralen rhythmischen Funktionsordnung“ (2), wurde in Zusammenhang gebracht.

Zu diesem pathologischen Bild kann die Rhythmische Massage (RM) einen wichtigen unterstützend therapeutischen Beitrag leisten durch:

1. Anregung der Lebenskräfte und der regenerativen Aufbauprozesse im Stoffwechsel (3)
2. Anregung der Atmungsprozesse, dazu gehört auch der Wach-Schlaf Rhythmus (3)
3. Anregung der Wärmebildung

Therapeutische Empfehlungen

1. Verbinden und ins Strömen bringen

Bei der Fatigue erlebt sich der Patient kraftlos und schwer, da eine Schwächung des mit den Auftriebs- und Leichtekräften verbundenen Ätherleibes vorliegt, der zu wenig vom Astralleib impulsiert wird. Die sich in ständiger Strömung befindenden Kräfte des Ätherleibes geraten beim Krankheitsbild der Fatigue ins Stocken.

Die therapeutische Geste des Ins-Strömen-bringen bedeutet bei Tumorpatienten jedoch nicht, mit strömenden Handgriffen zu arbeiten. Vielmehr bedarf die Belebung des Flüssigkeitsorganismus eine rhythmische Abfolge von saugenden, leicht pulsierenden Griffen.

  • Die Anregung des aufbauenden Regenerationsstoffwechsels geschieht in der RM primär mittels einer Armbehandlung.

Durch die Massage wird das Astralische, das schon im physiologischen Zustand die Arme eher von außen umhüllt und bei einer CFS mit diesem in einer besonders lockeren Verbindung steht, von außen in die Leiblichkeit hineingezogen, um dort aufbauend zu wirken – ähnlich, wie dies nachts im Schlaf geschieht (siehe https://www.anthromedics.org/PRA-0727-DE). „Wenn man des Menschen Arme massiert, so zieht die Massage das Astralische aus dem Äußeren in das Innere. Die Arme werden dadurch viel mehr, als sie es sonst sind, Willensapparate, und es wird dadurch regulierend gewirkt auf den inneren Stoffwechsel, der zwischen Darm und Blutgefäßen verläuft. Also mehr auf die Blutbildung wird gewirkt, wenn man die Arme und Hände massiert.“ (4)

CAVE: An Stellen, an denen die Integrität des Lymphgefäßsystems unterbrochen ist, z. B. bei Lymphstau nach Lymphonodektomie oder tumorös bedingt, sollte die Arm- und Rückenbehandlung streng nach den Prinzipien der lymphatischen Entstauung durchgeführt werden.

  • Bei sehr geschwächten Menschen ist es ratsam, zunächst mit einer Belebung des unteren Menschen zu beginnen durch “Eröffnung des unteren Tors” mit Lockerung des Brustkorbs im Zwerchfellbereich und Atemvertiefungsgriffen in dieser Gegend.
    Bauch, Hüfte und Oberschenkel werden eher lokal belebend massiert. Dadurch kann der aufbauende Strom aus dem Stoffwechselbereich belebend im oberen Menschen wirken. 
  • Eine weitere Möglichkeit bietet die Pentagramm-Massage nach Dr. Margarethe Hauschka (5), wodurch Arme, Beine und Kopf und die zwischen ihnen wirksamen ätherischen Ströme als Fünfstern in eine ordnende Beziehung zueinander gebracht werden. 
  • Durch eine Lebereinreibung mit Ferrum metallicum 0,4 % Salbe/WELEDA sollte die Leber als Zentralorgan des Stoffwechsels und des Flüssigkeitsorganismus in jede Behandlung miteinbezogen werden. 
  • Eine Milzeinreibung mit Kupfersalbe rot/WALA ist in diesem Zusammenhang mit ihrer besonderen rhythmisierenden Funktion in Bezug auf die Verdauungsvorgänge hilfreich (4). 
  • Eine Niereneinreibung mit Kupfersalbe rot /WALA wirkt unterstützend bei allgemein vermindertem Tonus durch eine schwache Nierenstrahlung, evtl. verstärkt durch eine Lebereinreibung mit Ferrum met. 0,4% Salbe. 
  • Eine Baucheinreibung mit Kupfersalbe rot/WALA, wobei hauptsächlich die Milzgegend massiert wird, oder ein Kupfergürtel um die Lenden-Bauchregion wirken stärkend auf eine schwache Verdauungstätigkeit.

2. Zu Atem bringen, binden und lösen, durchrhythmisieren

Die Wirksamkeit der Empfindungsorganisation in der Lebensorganisation wird durch den Luftorganismus vermittelt, der die seelische Grundlage aller Empfindungsvorgänge bildet. Der im Luftorganismus wirkende Astralleib imprägniert die strömende Lebensorganisation durch Impulse, die wir am besten in Ein- und Ausatmung nachvollziehen können: Der Astralleib verbindet sich in der Einatmung tiefer mit der Lebensorganisation, bei der Ausatmung löst er sich bis zu einem bestimmten Punkt wieder aus dieser. Beim Cancer Fatigue Syndrom ist dieser Atmungsprozess gestört, was sich auch in Störungen der “großen Atmung” von Schlafen und Wachen zeigt.

Bei Einschlafstörungen

  • Zur Überwindung der Überwachheit wird eine warme, rhythmische Arm-Rückenbehandlung durchgeführt. Leichte Bauchmassage, Kreuz und Hüftgebiete werden in der Behandlung integriert.
  • Eine Milzmassage wirkt ausgleichend auf eine zu starke nächtliche Bewusstseinstätigkeit (4).  
  • Ein Solarplexus-Abstrich oder eine Herzeinreibung bei Ängsten und Unruhe.

Bei Durchschlafstörungen mit Tagesmüdigkeit

  • „Inkarnierendes“ und sehr rhythmisches Arbeiten von den Füssen ausgehend: 
    Die Behandlung beginnt mit einer Waden-Fuß-Behandlung; dann allmählich aufsteigend mit intensiver Hüft-, Kreuz- und unterer Rücken-Behandlung, bis der Rücken einbezogen ist. Milz und Leber werden im Wechsel – oder beide zusammen – mitbehandelt.
    Prinzipiell erweist sich rhythmisierende Massage als schlaffördernd. Nicht selten nennen Patienten schon nach den ersten Massagen eine Verbesserung ihres Schlafes, auch dann, wenn bei der Erstkonsultation keine Schlafstörung angegeben wurde.

3. Achtsamkeit, Hingebung, Umhüllen

Kalte Körperzonen (oft über Niere, Lenden, Bauch, Hüfte), kalte Extremitäten, Mangel an Antrieb, Initiative und Freude, starre Gedankenführung, sind Ausdruck einer tieferen Wärmestörung im Physiologischen und im Seelenleben, und weisen damit auf eine ungenügende Wirksamkeit der Ich-Organisation im Organismus.

Durch RM wird Wärme aktiviert, wenn die Griffe einen plastisch-gestaltenden bzw. hüllend-flächigen Charakter haben. Die Griffqualität führt auf leicht saugende Weise von der Tiefe in die Peripherie, pulsierend und evtl. belebend. Eine achtsame, hingebungsvolle Berührungsqualität ist dabei von besonderer Bedeutung.

Bei kalten unteren Extremitäten

  • Zuerst Rücken- und Kreuzbehandlung, zur guten Durchwärmung des Gliedmaßen-Wurzelgebietes. 
    Bauch tief, aber weich atmend massieren. 
  • Lebereinreibung.

Wenn die Wärme beginnt nach unten zu strömen, dann allmählich ausbauen:

  • Unteren Rücken mit Kreuz immer intensiver massieren. 
  • Hüfte-Oberschenkel-Massage im absteigenden Rücklauf, mit lokal weichen, leicht pulsierenden Griffen. Mit den gleichen Qualitäten weiter mit den Waden, bis zu einer vollständigen Fußbehandlung. Dabei immer mit dem Bild arbeiten, man möchte die Wärme von oben nach unten, und lokal von der Tiefe in die Peripherie holen. 
  • Leber und Milz immer mitbehandeln.

Bei kalten oberen Extremitäten

  • Analog der RM unterer Extremitäten werden auch die oberen behandelt. Auch in diesem Fall beginnt man mit einer Rücken-, Kreuz-, Hüftbehandlung
  • Eine sehr angenehme, wohltuende Wärmeströmung in die ganze Peripherie wird von Patienten bei einer Pentagrammeinreibung berichtet, sowohl in der „Pflegeversion“ (punktuell), als auch in der klassischen Version von Dr. Margarethe Hauschka (5). 
  • Die Lebereinreibung mit Ferrum metallicum 0,4 % Salbe/WELEDA findet ihre sinnvolle Anwendung auch dort, wo eine gewisse Gelähmtheit im Willen vorhanden ist. Bei Cancer Fatigue mit Antriebsstörung wird der Wille davon abgehalten, “sein” Organ, die Leber, zu benutzen, weil ihm das vermittelnde Wärme-Element fehlt (6).

Empfohlene Öle

  • Hypericum 5% Oleum
  • Lavendula, oleum aethericum 10%
  • Malvenöl
  • Melissenöl
  • Prunus spinosa e floribus 5% Oleum
  • Rosmarinus, oleum aethericum 10%
  • Solum Öl

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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