Rhythmische Massage bei Angst

Conrad Lorenz

Letzte Aktualisierung: 02.04.2019

Körperliche Beschwerden, die auf einer Angststörung beruhen, können vielfältige Erscheinungsformen aufweisen und haben im palliativen Kontext einen großen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. Die Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman stellt für diese Indikation eine besonders effektive Therapieform innerhalb der Anthroposophischen Medizin dar.

Angst führt zu seelischer Anspannung. Dadurch können muskuläre Anspannungen und Schmerzen in der Bewegungsorganisation entstehen. Eine wache, angespannte Empfindungsorganisation (astralische Organisation) führt dann oftmals zu kühlen Akren. Der erstarrenden Anspannung steht die unruhevolle Angst polar gegenüber. Sie geht mit vegetativen Symptomen wie Schwitzen und motorischer Unruhe einher. Das Rhythmische System wird durch die unterschiedlichen Angstformen beeinträchtigt und kann nicht seine vermittelnde Funktion entwickeln. Rhythmusstörungen und kardiovaskuläre Beschwerden entstehen. Viele Patienten berichten darüber hinaus über Störungen des Rhythmus von Wachen und Schlafen und psychophysiologische Dyssomnien. Das Rhythmische System verliert seine ausgleichende, zwischen den polaren Systemen der Dreigliederung (Nerven-Sinnes-System, Stoffwechsel-Gliedmaßensystem) vermittelnde Qualität. Hier setzt die Rhythmische Massage an: Durch die manuelle Therapie mit analogen Griffqualitäten (Gesten) wird das Rhythmische System des Patienten gestärkt. Ihre Wirksamkeit wird bestimmt durch die Fähigkeit des Patienten auf diese rhythmisierenden Impulse zu antworten. Sollte der Zustand dies nicht zulassen, so ist die Anwendung Rhythmischer Einreibungen nach Wegman/Hauschka möglich.

Therapeutische Empfehlungen

Bei muskuloskelettalem Schmerz (z. B. schmerzhafte Verspannungen des Schulter-Nacken-Bereichs) haben sich bewährt:

  • auflockernde Behandlungen des Oberbauchgebietes ober- und unterhalb des Rippenbogens (zur Entlastung und Atemvertiefung),
  • ruhige Solar-Plexus-Abstriche mit Oxalis e planta tota 10 %, Oleum WALA,
  • absteigende Waden- und Fußbehandlungen. (Sie führen die im Angsterleben nach oben aufsteigende Empfindungsorganisation in das Gliedmaßensystem.)

Anschließend kann die Behandlung unterstützt werden durch:

  • eine Wärmeanwendung im Fußbereich
  • eine warme Bienenwachsauflage im Schulter-Nacken-Bereich
  • oder ein Nacken-Wickel mit Arnika Essenz WALA.

Bei Beschwerdebesserung folgen:

  • ableitende Oberarm-Massagen (warm, tief und saugend zum Lösen der Verkrampfungen der Muskulatur) und die zusammenfassende Nacken-/Rückenbehandlung.   

Ergänzend können zur Massage auch Organeinreibungen mit den entsprechenden Metallsalben hilfreich sein: Milzeinreibung mit Plumbum metallicum 0,4 % Salbe WELEDA (rhythmisierend), Lebereinreibung mit Stannum metallicum 0,4 % Salbe WELEDA (Zentrum der Wärmebildung im Stoffwechsel, stärkend) oder die Herzeinreibung mit Aurum metallicum praeparatum D4 Salbe WELEDA (ausgleichend), im geschwächten Zustand auch mit Aurum comp., Unguentum WALA (stärker ausgleichend, Einbeziehung der geistigen Ebene). Die sog. Organeinreibungen erfordern die professionelle Ausbildung.

Bei bettlägerigen Patienten hat es sich als sinnvoll erwiesen, die Füße in die jeweilige Behandlung (Arm, Rücken) zu integrieren, z. B. Fußabstriche zum Abschluss der Behandlung, um das aufgrund der horizontalen Lagerung gestörte Körperbild zu stärken.

Der Patient erfährt durch die Behandlung mit Rhythmischer Massage oder Rhythmischer Einreibung schnell eine Erleichterung. Die verkrampfte Haltung löst sich, er nimmt sich selbst wieder mehr in seiner Ganzheit wahr.

Literaturverzeichnis

  1. Batschko EM, Dengler S. Praxisbuch der Rhythmischen Massage nach Ita Wegman. Frankfurt: Mayer im Info 3-Verlag; 2011.
  2. Layer M. Praxishandbuch Rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka. 2. Aufl. Bern: Hogrefe; 2014.
  3. Weidtke A. Rhythmische Massage nach Ita Wegman in der Onkologie. Der Merkurstab 2009;62(4):344-351.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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