Arzneitherapie und pflegerische Maßnahmen bei Mukositis

Marion Debus, Elke Kaschdailewitsch

Letzte Aktualisierung: 03.06.2019

Behandlung der Mukositis

Die durch eine zytotoxische Behandlung geschwächten ätherischen Aufbaukräfte im Schleimhautbereich mit der Folge von Aphthen und Ulzerationen können auf vielfältige Weise – auch prophylaktisch – unterstützt werden.

  • Mukositisprophylaxe unter einer Strahlen- oder Chemotherapie:
    Calendula ex herba D3 Amp. WALA tgl. 1 Amp. per os oder 3 x tgl. 10 – 15 Tr.
    und
    Ratanhia comp. Mundwasser WELEDA mehrmals tgl. verdünnt anwenden

  • Bei bestehender Mukositis:
    Basistherapie: Calendula ex herba D3 Amp. WALA tgl. 1 Amp. per os oder
    3 x tgl. 10 – 15 Tr.
    und
    Mundbalsam flüssig WALA mehrfach tgl. 1 Pipettenfüllung in ca. 20 ml Wasser

    Spülung des Mundraumes mit 1 : 20 verdünnter Calendula-Essenz WALA, WELEDA und 1 Esslöffel Honig mehrmals täglich 

    Stutenmilch, auch mit Eiswürfeln

    Sanddornfruchtfleischöl (Vorsicht, stark färbend!)

    Leinsamenwasser (Schleim), aufgekocht und abgegossen

    Eibischwurzeltee kleidet die Mundschleimhaut mit schleimigem Extrakt aus

    Propolis Tropfen wasserlöslich: ca. 15 – 20 Tropfen in ein Glas Wasser geben und Mundhöhle ausspülen

    Helago® Pflege-Oel (Kamille und Salbei) z. B. mit Wattestäbchen oder dem Finger im Mundraum verteilen

  • Bei Läsionen oder Aphten:
    Calendulatee

  • Bei Bestrahlung im Mund- und Rachenraum sowie des Mediastinums (Ösophagusbelastung):
    Einen hohen, geradezu unverzichtbaren Effekt auf die Reduktion von Nebenwirkungen hat die Gabe von
    1 Esslöffel Honig vor und nach der Bestrahlung.
    Evtl. zusätzlich Spülung des Mundraumes mit 1 : 20 verdünnter Calendula-Essenz WALA, WELEDA
    oder
    Salbei-Mundspülung WALA MED.  

Honig unterstützt die aufbauenden, gestaltenden Kräfte und wirkt heilungsfördernd auf Wunden in den Bereichen der Haut und Schleimhäute. Zugleich verfügt er über ein breites antibakterielles Spektrum, das bisher keine Resistenzentwicklung kennt.

Anmerkung: In der Studie von Montallebnejad et al. (1) wurden 20 ml Honig 15 Min. vor, 15 Min. nach und 6 Std. nach Radiatio gegeben mit dem Ergebnis hochsignifikanter Reduktion der Nebenwirkungen. In einer anderen Studie mit vereinfachtem Setting wurden 20 ml Honig 15 Min. vor und 15 Min. nach einer oropharyngealen Bestrahlung verabreicht. Mukositiden WHO 3° traten in der Honig-Gruppe nur bei 18 % gegenüber 44 % in der Kontroll-Gruppe auf, die Mundspülungen mit Benzydamin (Tantum verde®) erhalten hatten, Grad 4-Mukositiden sogar nur in 4 % gegenüber 22 % (2). In der Praxis haben sich (wie beispielsweise in der Mayo-Clinic praktiziert) auch geringere Honigmengen bewährt.

Auch Causticum D12, 2 x tgl. 5 – 7 Tr. oder Glob., kann vorbeugend gegeben werden.

  • Bei starken Beschwerden kommen folgende Organpräparate in Betracht:
    Pharynx, Larynx und Oesophagus Gl D15 WALA 1 Amp. s.c. 1 x tgl. bis 3 x/Wo.
    oft kombiniert mit
    Apis ex animale Gl D15 WALA Amp. (bei Hitzegefühl, Schwellung, Schmerz)
    oder
    Argentum nitricum D12 WELEDA Amp. (bei scharfem Splitterschmerz),
    evtl. ergänzt durch
    Mercurius vivus D6 WELEDA, 1 – 3 Tbl. aufgelöst in etwas Wasser.

  • Bei Ödem und ggf. Schmerz:
    Solum Injekt 10 ml Amp. WALA i.v.

Anmerkung: Bei ausgeprägter Mukositis an Möglichkeit einer Candidose denken und diese ggf. behandeln. Bei sehr ausgeprägten Beschwerden kann die i.m.–Gabe von Immunglobulinen helfen (siehe Fachinformation zu Beriglobin®, das für diese Indikation zugelassen ist).

Anregung der Speichelsekretion bei Mundtrockenheit (Xerostomie)

Hier kommt es darauf an, in individuell angemessener Weise die Wirkung der Nahrung auf die Sinne zu berücksichtigen: Durch kräftiges Würzen der Speisen unter Hinzunahme säurehaltiger Nahrungsmittel kann, sofern keine Mukositis vorliegt, die Geschmackswahrnehmung verstärkt, die Speichelproduktion angeregt und dadurch der Appetit verbessert werden. Säure zieht den Astralleib herein und regt ihn zur Tätigkeit an. Dadurch wird die Speichelproduktion angeregt.  

Säurehaltige Eiswürfel zum Lutschen aus Schlehenelixier-Wasser-Mischung

Gefrorene Ananasstückchen zum Lutschen
Das Enzym Bromelain wirkt wundheilend, das Enzym Ananase hat einen reinigenden Effekt auf die Mundschleimhaut, die häufig unangenehme Beläge aufweist.

Zum Kauen anregen mit Brotrinde, Dörrfrüchten, Gummibärchen, Kaugummi.

Mundspülungen mit Salbeitee regen die Speichelproduktion an.

Stets am Bett etwas zum Trinken bereithalten.

 

Literaturverzeichnis

  1. Motallebnejad M, Akram S, Moghadamnia A, Moulana Z, Omidi S. The effect of topical application of pure honey on radiation-induced mucositis: a randomized clinical trial. Journal of Contemporary Dental Practice 2008;9(3):40-47.
  2. Maiti PK, Ray A, Mitra TN, Jana U, Bhattacharya J, Ganguly S. The effect of honey on mucositis induced by chemoradiation in head and neck cancer. Journal of the Indian Medical Association 2012;110(7):453-456.

Literaturempfehlungen

Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland/GAÄD, Medizinische Sektion am Goetheanum (Hg.) Vademecum Anthroposophische Arzneimittel. 4. Aufl. München 2017. www.vademecum.org

Debus M. Medikamentöse Begleitbehandlung bei onkologischen Erkrankungen. Der Merkurstab 2009;62(4):320-325.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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