Diarrhoe in der Onkologie

Marion Debus

Letzte Aktualisierung: 21.05.2019

Diarrhoen sind ein sehr häufiges und oft schwer zu behandelndes Problem im onkologischen Zusammenhang. Sie sind typischerweise mit einer geschwächten Lebensorganisation im Darmbereich verbunden, erkennbar an Regenerationsstörungen der Darmschleimhaut durch Chemotherapie, Strahlentherapie oder nach Knochenmarktransplantation (GvHD), sowie mit Infektionen im Rahmen eines geschwächten Immunsystems.

Zu den Chemotherapien, die besonders häufig Durchfälle verursachen, gehören Irinotecan und 5-Fluorouracil. Die Ursachen von Diarrhoen nach einer Chemotherapie sind vielfältig: neben den erwähnten Regenerationsstörungen spielen hier auch Motilitäts-, Sekretions- und Resorptionsstörungen eine Rolle. Auch unter den heute gängigen Tyrosinkinasehemmern, wie z. B. Imatinib, sind Durchfälle sehr häufig. 

Weitere Ursachen wie z. B. das Kurzdarmsyndrom oder die Pankreasinsuffizienz, die bei onkologischen Patienten ebenfalls vielfach vorkommen, können an dieser Stelle nicht berücksichtigt werden.

Eine Sonderform sind die schwer zu beeinflussenden Diarrhoen nach Rektumamputation, die durch die fehlende Reservoirfunktion entstehen und den Patienten oft nachhaltig in seinen sozialen Aktivitäten einschränken. Hier sind oft hohe Dosen von Loperamid erforderlich, in vielen Fällen auch Tinctura opii.

In der beschleunigten Darmpassage und einer Hypersekretion, die bei physischen Schädigungen – z. B. bei Mukositis – oft mit schmerzhaften Tenesmen einhergeht, kommt ein verstärktes, abbauendes Eingreifen der Empfindungsorganisation zum Ausdruck, die nicht mehr gestaltend im Bereich der geschwächten Lebensorganisation und über diese bis in die physische Ebene hinein wirken kann. Das atmende Gleichgewicht zwischen aufbauenden Resorptionsprozessen und abbauenden Sekretions- und Bewegungsvorgängen ist gestört.

Therapeutisches Ziel

Therapeutisches Ziel ist es, die aufbauenden Lebensprozesse zu unterstützen und die strukturierenden Kräfte der Empfindungsorganisation im Bereich der Darmschleimhaut zu verstärken. Die Ich-Organisation sollte zur Integration und Harmonisierung der übersteigerten astralischen Tätigkeit aufgerufen werden.

Neues aus der Forschung

Phase IV-Studie: Kalium phosphoricum comp. bei Reizbarkeit und Nervosität Placebo überlegen
In einer neuen klinischen Studie wurde Kalium phosphoricum comp. (KPC) gegen Placebo an je 77 Patienten pro Gruppe getestet. Eine Post-hoc-Analyse der intraindividuellen Unterschiede nach 6 Wochen Behandlung zeigte einen signifikanten Vorteil von KPC gegenüber Placebo für die charakteristischen Symptome Reizbarkeit und Nervosität (p = 0,020 bzw. p = 0,045). In beiden Gruppen wurden 6 unerwünschte Ereignisse (UAE) als kausal mit der Behandlung zusammenhängend bewertet (Schweregrad leicht oder mittelschwer). Keine UAE führte zu einem Abbruch der Behandlung. KPC könnte daher eine sinnvolle Behandlungsoption für die symptomatische Linderung von Neurasthenie sein. Die Studie ist in Current Medical Research and Opinion frei zugänglich publiziert:  
https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2291169.

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