Künstlerische Therapien bei Mundtrockenheit

Georg Hegglin, Andrea Ritter, Juliane Staguhn, Heike Stenz, Cristina Mösch

Letzte Aktualisierung: 03.06.2019

Therapeutisches Malen und Plastizieren

Maltherapie

Hier ist darauf zu achten, dass das ganze Bild zu einem Ausdruck von Organismus wird.

  • Nass-in-Nass Malen  
    Zuerst lösen, «aufweichen» und in Bewegung bringen – dann aus der Farb- und Formbeweglichkeit das Bild in die Gestaltung durch die Gestaltungskraft des Ich bringen.

  • Malen mit Pflanzenfarben
    In Pflanzenfarben lebt die Eigenwärme der pflanzlichen Pigmente, die in der malerischen Verarbeitung und Hingabe an die Farben die Stärkung des Ätherleibes unterstützen können.

  • Zwei Farben langsam aktiv mit dem Pinsel ineinander zerlaufen lassen.
    Je langsamer die Ausführung, desto geschmeidiger der Übergang. So kann an der Schnittstelle zwischen dem Luftigen (Riechen) und dem Wässrigen (Schmecken) im Mund die Verbindung von beiden Zuständen harmonisiert werden.

Plastiziertherapie  

  • Arbeiten mit sehr weichem Ton,
    hilft der Stärkung des Ätherleibes.

  • Ebenso gleiten der Hände und rhythmisches Gestalten in der Ebene.

Musiktherapie

Viola Heckel, Sebastian Weiss

  • Der direkteste Einfluss auf die Mundtrockenheit kann mittels Gesangstherapie gelingen.
    Durch zielgerichtete gesungene Laut- und Klangübungen können Durchblutung des Mundraumes und Speichelsekretion angeregt werden.

  • Die musikalische Intonation der Konsonanten L, M und N.
    Die Bildung der Konsonanten regt formgebende Prozesse an – der strömende Klang des gesungenen Tones bleibt dabei das tragende Element.
    Geeignet sind Tonfolgen in Sekundschritten. Das Sekundintervall führt melodisch in Bewegung und vermittelt fließende Qualität. Durch die Resonanzphänomene im ganzen Leib des singenden Menschen wird die Therapie zu einem den ganzen Organismus ergreifenden Ereignis.

Therapeutische Sprachgestaltung

Barbara Ziegler-Denjean

Das Durchfühlen der Artikulation an den verschiedenen Sprechzonen kann mit dem Abschmecken der Speisen verglichen werden und regt demgemäß den Speichelfluss an. Die Geschmackszonen entsprechen den Sprechzonen – Zungenwurzel, Zungenspitze, Lippen – und wie selbstverständlich benutzen wir die Begriffe „süß“, „salzig“, „scharf“, „pikant“ oder „bitter“ auch, um seelische Eigenschaften auszudrücken. Die Artikulation und das Zerkleinern der Nahrung finden im luftig-wässrigen Milieu (Astralleib/Ätherleib; zur Erläuterung dieser Begriffe siehe  https://www.anthromedics.org/BAS-0347-DE) des Mundes statt. Diese Gemeinsamkeit macht es möglich, über die Sprachmuskulatur anregend auf die Speicheldrüsen zu wirken, besonders wenn Freude und Lebendigkeit das Sprechen prägen, da Drüsen sensibel auf seelische Stimmungen reagieren.

  • Geläufigkeitsübungen (Sprech-Turn-Übungen)
    Der Speichelfluss wird unterstützt durch geschicktes und schnelles Artikulieren, wie es bei den Geläufigkeitsübungen der Fall ist. Dieses führt zusätzlich zu einer gesteigerten Durchblutung der Mundschleimhaut.

  • Besonders hilfreich sind hier die Laute S, Z und SCH,
    wie sie z. B. in dieser Übung gehäuft auftreten:
    Zuwider zwingen zwar

    Zweizweckige Zwacker zu wenig
    Zwanzig Zwerge
    Die sehnige Krebse
    Sicher suchend schmausen
    Dass schmatzende Schmachter
    Schmiegsam schnellstens
    Schnurrig schnalzen (1, S. 23)  

  • Dramatische Sätze
    Da der Speichelfluss zunimmt, je mehr die Sprache seelisch tangiert ist, werden kleine dramatische Sätze in die Üb-Reihen eingebaut, so dass über die Sprachbilder ebenfalls anregend auf die Lebensprozesse gewirkt wird, z. B.:

    Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
    Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
    Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
    Und Flut auf Flut sich ohn Ende drängt,
    Und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
    Als wollte das Meer noch ein Meer gebären. (2)

  • Luftlaut R und Wellenlaut L

    Ein starker R-Impuls (Luftlaut), kann durch entsprechende Übungen mit einem fließenden L (Wellenlaut) abgewechselt werden. So entsteht eine anregende Wirkung bis in das lymphatische System. Auch der Stimmfluss wird durch L-Übungen unterstützt:
    Lämmer leisten leises Läuten (1, S. 50)
    Leises Läuten leisten Lämmer
    Durchatmen und Bewegen der Vokale dienen immer der Verflüssigung aller psychosomatischen Prozesse.

  • Generell ist das weiche CH eine gute Hilfe bei Mundtrockenheit,
    da bei diesem Laut bereits physisch über die Zungenbreite Druck auf die seitlichen Speicheldrüsen ausgeübt wird. Dieser Laut hilft besonders nach der Chemotherapie, die Mundschleimhaut wiederaufzubauen.

Verbesserungen treten bei regelmässigem Üben nach etwa drei Wochen auf. 

Literaturverzeichnis

  1. Steiner R, Steiner-von Sivers M. Methodik und Wesen der Sprachgestaltung. GA 280. 4. Aufl. Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 1983.
  2. Schiller F. Der Taucher. In: Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J.G. Cottaische Buchhandlung. Online: https://www.friedrich-schiller-archiv.de/musenalmanach-1798/taucher/

Neues aus der Forschung

Misteltherapie in Ergänzung zur Standard-Immunbehandlung bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs weist auf verbesserte Überlebensrate hin
Die Immuntherapie mit PD-1/PD-L1-Inhibitoren hat die Überlebensraten von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) erheblich verbessert. Die Ergebnisse einer Studie mit realen Daten (RWD), in der die zusätzliche Gabe von Viscum album L. (VA) zur Chemotherapie untersucht wurde, haben einen Zusammenhang mit dem verbesserten Überleben von Patienten mit NSCLC gezeigt - und zwar unabhängig von Alter, Metastasierungsgrad, Leistungsstatus, Lebensstil oder onkologischer Behandlung. Zu den Mechanismen gehören möglicherweise synergistische Modulationen der Immunantwort durch PD-1/PD-L1-Inhibitoren und VA. Diese Ergebnisse weisen auf die klinische Bedeutung einer zusätzlichen VA-Therapie hin; sie besitzen jedoch naturgemäss Limitationen, da es sich um eine nicht-randomisierte Beobachtungsstudie handelt. Die Studie ist in Cancers frei zugänglich publiziert: 
https://doi.org/10.3390/cancers16081609.

 

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